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In dem denkmalgeschützten Altbau gibt es eine Tankstelle, Autowerkstätten und vermietete Parkplätze.

© Thilo Rückeis

Bedrohtes Charlottenburger Baudenkmal: Der Abriss der Kant-Garagen scheint kaum verhinderbar

Denkmalschützer und Bezirkspolitiker sind für die Erhaltung der historischen Hochgarage in der Kantstraße. Aber diese gilt als so baufällig, dass eine Sanierung zu teuer würde. Nun geraten die Eigentümer in die Kritik, denn wichtige Reparaturen sollen seit Jahrzehnten ausgeblieben sein.

In Charlottenburg soll ein weiteres Baudenkmal einem Neubau weichen – und dem Abrissantrag des Investors steht wohl wenig entgegen: Die 83 Jahre alten Kant-Garagen in der Kantstraße sind akut bedroht, obwohl sie die älteste deutsche Hochgarage sind. Wie berichtet, hat die Eigentümerfirma Pepper den Abriss bei der Unteren Denkmalschutzbehörde beantragt. Darüber hinaus war am Donnerstag zu erfahren, dass Gutachter den Bau für zu marode halten, um ihn mit vertretbarem Aufwand zu sanieren.

Er wisse von Gutachten, wonach die Erhaltung „wirtschaftlich nicht tragfähig“ sei, sagte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Marc Schulte (SPD). Im Denkmalschutzgesetz stehe die „klare Rechtsvorschrift“, dass Abrissbegehren bei nachgewiesener Unwirtschaftlichkeit zuzustimmen sei.

Eine „Katastrophe“ nennt dies die Vorsitzende des bezirklichen Denkmalbeirats und Kulturexpertin der SPD-Fraktion in der City West, Christiane Timper: „Da kann man den Denkmalschutz vergessen.“ Ähnliche Fälle seien der Abriss der Deutschlandhalle und des Schimmelpfeng-Hauses in der Kantstraße gewesen. Das letzte Wort bei den Kant-Garagen wird das Landesdenkmalamt haben, das Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) untersteht.

Ein beratendes Gremium ist der Landesdenkmalrat, dem die Architekten Petra Kahlfeldt angehört. Sie sagt, das Gremium habe sich mehrmals mit den Garagen befasst und diese besucht. Christian Pepper von der Eigentümerfamilie habe „glaubhaft gemacht“, dass die Rampen durch Wasser und Streusalz total korrodiert seien.

Zu der „Tragödie“ habe jedoch erst die „jahrzehntelang unterlassene bauliche Unterhaltung“ geführt, kritisiert Kahlfeldt – und ist sich darin mit Schulte und Timper einig.

Der Landesdenkmalrat hatte 2010 empfohlen, „alles daran zu setzen“, das „einzigartige“ Verkehrsdenkmal zu erhalten. Dabei bleibe es, betont Kahlfeldt. Aber auch sie erinnert an das Beispiel Deutschlandhalle: „Wir hatten jahrelang für deren Erhaltung gekämpft.“ Doch entschieden werde im Amt und auf der „politischen Ebene“.

Von der Firma Pepper war keine Stellungnahme zu erhalten. Das Unternehmen ist der Eigentümer des Europa-Centers am Breitscheidplatz und besitzt auch Häuser am Ernst-Reuter-Platz. Zu den Neubauplänen in der Kantstraße sind noch keine Einzelheiten bekannt.

Genutzt wird die Garage von einer Tankstelle und Kfz-Betrieben. Außerdem sind Stellplätze vermietet an Firmen aus der Umgebung. Die Autowerkstatt im Erdgeschoss ist laut einem Mitarbeiter seit rund 40 Jahren dort ansässig, die Kündigungsfrist betrage ein Jahr.

Eine Rettung der Kant-Garagen durch neue Nutzer ist nicht absehbar. Das Deutsche Technikmuseum in Kreuzberg stellte klar: „Wir haben kein Interesse.“ Man habe erst vor zwei Jahren die Dauerausstellung zum Straßenverkehr auf viel Platz eröffnet und konzentriere sich nun auf den weiteren Ausbau des Museums.

Walter Müller, der Direktor der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin, will die Kant-Garagen zwar nicht übernehmen, signalisierte aber Hilfsbereitschaft: Die Niederlassung könne sich beispielsweise an einem „Kreativkreis“ zur Erhaltung der Kant-Garagen beteiligen und „unsere Expertise einbringen“.

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