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Begegnung in Kreuzberg: Stille Post im Bus

Wenn's schneit, dann schneit's, da kann man nix machen. Wenn der Bus so voll ist, dass man nicht mehr durchkommt, kann man wenigstens mal mit dem Fahrer plaudern.

Es gibt Dinge, die ändert man nicht. Das Wetter zum Beispiel. Wenn es schneit, dann schneit’s. Und wenn der Bus, den man steuert, 38 Minuten Verspätung hat, und wenn dann alles flucht, was wartet, kann man mitfluchen. Aber ändert sich deswegen etwas? Eben.

Herzlichst bittet daher der Fahrer hinein in den überfüllten BVG-Bus, auf einen Fahrgast mehr komme es ja wirklich nicht an. „Praktisch“, erzählt er, „ich kann so doll bremsen wie ich will, keiner fällt um.“ Und warum aufregen, wenn die Jungs hinten wieder in den Türen stehen, dass die sich nicht schließen lassen? Bringt nüscht. „Los“, sagt er, „wir machen stille Post. Irgendwann kommt das bei denen an.“ Dauert, aber klappt.

„Schlimmer Tag“, sagt er lachend und lenkt den Wagen in die nächste Kurve. „Heiraten Sie einen Busfahrer, das lohnt sich“, sagt er, „wir fallen um mit 50, Herzinfarkt.“ Er guckt noch mal. „Nehmen Sie einen alten, dann geht’s noch schneller.“

Am Wochenende muss er arbeiten, andere Linie, och nö, vorbei an Kaufhäusern und dann noch verkaufsoffener Sonntag. Da steht wieder alles nur rum. „Was für ein Blödsinn“, sagt er, als er die Türen schließt. Was soll’s. Hilft ja nüscht.

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