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Berlin: Begnadeter Schreiber

Was ein Brief „An den Weihnachtsmann“ brachte

Man ist ja geneigt, den Weihnachtsmann zu unterschätzen. Denkt, er rauscht colatrinkenderweise durch den Himmel und versteckt sich hinterm Hochnebel, wenn man außerhalb der Sprechzeiten etwas von ihm will. Deshalb war die Überraschung umso größer, als ein am Nikolaustag in den Postkastenschlitz für „Andere Richtungen“ eingeworfener Brief mit der Adresse „An den Weihnachtsmann“ schon nach fünf Tagen beantwortet wurde – und zwar aus 16798 Himmelpfort, so dass die Abteilung „Berlin/Brandenburg“ die richtige gewesen wäre.

Er habe sich „riesig gefreut“ über den Brief, schrieb der Alte. Bei reichlich 250 000 Briefen, die allein im größten der sieben deutschen Weihnachtspostämter landeten, dürfte er einer der glücklichsten Menschen überhaupt sein. Malen kann er auch, denn auf dem Umschlag war ein Bild, auf dem er Päckchen auf ein Fließband legt. Ein untersetzter Elch räumt sie ins gelbe Auto, zwei Mäuse übernehmen den Luftpostversand, indem sie Ballons an die Päckchen binden.

„Die Engelchen und ich überlegen, wie wir die vielen Wünsche erfüllen können“, schrieb Knecht Ruprecht, „wir geben uns alle Mühe.“ Im konkreten Fall bisher vergeblich, denn weder die gewünschte Abschaffung des Hungers in der Welt noch das bestellte Fernglas wurden zugesagt. Dafür lagen eine Backanleitung für Marzipanmäuse und ein Bastelbogen für Papierschneesterne bei. Und Bescherung ist ja auch erst morgen. Nur eines mochten W. und seine 20 Schreibstubenengel nicht: Ein zweiter Brief, der ohne Marke, blieb unbeantwortet. Schöne Bescherung. obs

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