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Hallo, Zukunft? Polizeichef Kandt will die Behörde weiter modernisieren.

© dpa

Behörden in Berlin: Polizei setzt auf Facebook und Twitter

Die Berliner Polizei hat nun die sozialen Medien für sich entdeckt: Bei Demos oder anderen Großveranstaltungen will sie Nachrichten über Facebook und Twitter verbreiten. Andere Berliner Behörden sind da schon weiter.

Den goldenen Stern der Berliner Polizei gibt es schon bei Facebook – mehr aber nicht. Kein Eintrag, kein Foto: Das soll sich in diesem Jahr ändern, das Präsidium will nun auch die sozialen Medien nutzen. „Wir müssen uns der veränderten Kommunikation anpassen“, hatte Polizeipräsident Klaus Kandt bereits im Dezember im Tagesspiegel-Interview gesagt. Sinnvoll seien Twitter und Facebook vor allem bei Demonstrationen und Großveranstaltungen, sagte Kandts Sprecher Stefan Redlich am Sonntag. Und zwar um Tipps zu geben („Fanmeile ist am Brandenburger Tor überfüllt, bitte nutzen Sie andere Zugänge“) oder die Sicht der Polizei bei brisanten Einsätzen zu kommunizieren.

Auch auf Gerüchte könnte die Polizei per Twitter reagieren, sagt Redlich. Als zum Beispiel Häuser in der Rigaer Straße in Friedrichshain durchsucht wurden, befürchtete die linke Szene eine komplette Räumung. Damals hätte man per Twitter mit „klaren Aussagen Dampf rausnehmen können“, sagte Redlich. Bewusst ist sich die Polizeiführung, dass nichts als die reine Wahrheit getwittert werden dürfe.

In Brandenburg passiert online nichts bei der Polizei

Falsche Informationen aus rein taktischen Erwägungen werde es nicht geben, versprach Redlich. Auf „Diskussionen“, etwa mit linken oder rechten Demonstranten, wolle man sich nicht einlassen. Vor allem die linke Szene nutzt Twitter intensiv, so wird bei großen Demos mittlerweile recht präzise die Lage gemeldet, und es werden bei Blockaden oder Spontanaufzügen Unterstützer mobilisiert.

Andere deutsche Polizeibehörden sind bereits in sozialen Medien aktiv. Kaiserslautern zum Beispiel twittert zwar nicht täglich, doch sehr viel – überwiegend bei Spielen des FCK. „Unsere Einsatzbesprechung ist jetzt beendet. Unsere Kräfte besetzen jetzt ihre Posten“, heißt es da zum Beispiel; verbunden mit einer Mahnung an gewaltbereite Fans. Und nach dem 3:0 gegen Union Ende November wurde geflapst: „Bis auf wenige Berliner Fans waren alle gut gelaunt.“ Die meisten Städte beschränken sich allerdings darauf, ihre Pressemeldungen auch über Twitter oder Facebook zu verbreiten. So zum Beispiel Potsdam, und das auch nur an Werktagen. Am Wochenende passiert online in Brandenburg gar nichts. Die Internetseite der Berliner Polizei wird dagegen täglich aktualisiert.

Die Arbeit, Pressemeldungen zu verbreiten, haben ein paar Privatleute der Berliner Polizei schon vor über einem Jahr abgenommen. Die Seite Polizeinewsberlin.de stellt zum Beispiel die Pressemitteilungen des Präsidiums bei Facebook und Twitter ein, das Präsidium lässt sie gewähren. Vorteil dieser privaten Seite: Die Meldungen lassen sich nach Bezirken sortieren, und sie werden archiviert. Diesen Service bietet die offizielle Seite polizei.berlin.de nicht. Die Privatseite hat bei Facebook fast 30 000 „Gefällt mir“-Klicks. Dieser Erfolg zeigt: Der Bedarf für das Original ist offenbar da. Die Feuerwehr macht es vor, sie ist bereits seit Jahren in den sozialen Medien vertreten, bei Twitter hat sie es auf über 1550 Tweets gebracht.

Einer der aktivsten Twitterer in Berlin ist die S-Bahn

Und sonst so? Einer der aktivsten Twitterer in Berlin ist die S-Bahn. Jede klemmende Weiche wird gemeldet, jeder kaputte Zug (Tweet Nummer 32929 gestern Nachmittag: „#S45 Abfahrt #Südkreuz 12:44 Uhr nach #Flughafen_Schönefeld 13:15 Uhr entfällt wegen einer Störung am Zug.“).

Die BVG macht das lieber nicht, wegen der „Erwartungshaltung“. „Twittern ist Kommunikation“, sagt BVG-Pressesprecherin Petra Reetz. Wenn die Fahrgäste twittern könnten, ,mein Bus kommt nicht’, erwarten sie eine Antwort. Und das könne die BVG rein personell nicht leisten – bei fast einer Milliarde Fahrgäste pro Jahr. Allerdings entwickle man eine App, die Ausfälle oder Verspätungen anzeigt. Störungsmeldungen zu einzelnen Linien, egal ob Bus oder Bahn, verschickt die BVG schon seit Jahren als Mail oder SMS, auch ohne Twitter & Co.

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