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Helfer laden Lebensmittel aus einem Fahrzeug an der Notübernachtungsstelle der Berliner Stadtmission in der Nähe des Hauptbahnhofs in Berlin.

© dpa

Bei Anruf Shuttlebus: Kältehilfe befürchtet Überlastung

Berlins Sozialverbände sehen dem Start der Kältehilfesaison am morgigen 1. November 2015/16 mit Sorge entgegen.

Berlins Sozialverbände sehen dem Start der Kältehilfesaison am morgigen 1. November 2015/16 mit Sorge entgegen. Zwar sollen mit rund 700 Schlafplätzen für Obdachlose in Kürze 170 mehr als vergangene Saison bereitstehen. Doch angesichts des immer knapper werdenden Angebots an bezahlbaren Wohnungen sei die Zahl der Obdachlosen proportional weit höher gestiegen, sagen die Direktorinnen von Diakonie, Barbara Eschen, und von Caritas, Ulrike Kostka.

Senatsschätzungen zufolge leben 2000 bis 3000 Obdachlose in Berlin auf der Straße. Die Bahnhofsmission am Zoo geht sogar von bis zu 5000 Obdachlosen aus, von denen die meisten nun im Winter unter Brücken, in U-Bahnhöfen oder Gebäuderuinen schlafen werden. Erfahrungsgemäß versorgen die zumeist ehrenamtlichen Helfer der Kältehilfe seit Jahren zunehmend auch Osteuropäer. Angesichts der Ausnahmesituation, dass weiter täglich 500 bis 1000 Flüchtlinge in Berlin ankommen, dürfe es auf keinen Fall zu einer Konkurrenzsituation zwischen beiden Gruppen Bedürftiger kommen, warnen die großen Wohlfahrtsverbände.

Rotes Telefon wird eingerichtet

Daher müsse das mit der Senatssozialverwaltung und dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) vereinbarte Vorgehen ab 1. November dringend eingehalten werden: So sollen Lageso- Mitarbeiter an einem neuen 24-Stunden- Infopoint an der Turmstraße in Moabit die Flüchtlinge darüber informieren, dass sie nur in die Busshuttles zu den Notunterkünften steigen oder mit dem Gutschein in der Hand ein Hostel suchen sollen. Auf keinen Fall sollen Neuankömmlinge eine der 16 Notübernachtungen und 13 Nachtcafés der rund 30 freien Träger oder Kirchengemeinden aufsuchen. Schon jetzt bitten aber etwa Menschen vom West-Balkan in der Ganzjahres-Notübernachtung der Stadtmission in der Franklinstraße um Obdach.

Künftig haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter bei den Trägern der Berliner Kältehilfe nun die Möglichkeit, ein „rotes Telefon“ beim Landesweiten Koordinierungsstab für Flüchtlinge anzurufen. Dann sollen die Flüchtlinge mit dem Bus abgeholt und in Notunterkünfte gebracht werden. Wie das Stimmungsbild bei den Obdachlosen gegenüber Flüchtlingen sei? Es unterscheide sich nicht vom Querschnitt der Gesamtbevölkerung, hieß es.

Neue Unterkunft in Charlottenburg

Neu ist in dieser Saison, die bis März 2016 dauert, dass die Stadtmission angesichts der zunehmenden Zahl von Behinderten, Schwerkranken und Rollstuhlfahren unter den Obdachlosen auch ein von Ärzten betreutes Pflegezimmer mit vier Betten bereithält. Die Stadtmission stellt rund die Hälfte der Kältehilfe-Schlafplätze in Berlin und nimmt anders als andere auch Kranke, Alkoholisierte sowie Menschen mit Krätze und Läusen auf. Anfang November soll auch eine neuartige Notunterkunft für obdachlose Familien in Charlottenburg öffnen. Denn immer wieder würden auch Obdachlose mit Kindern um ein Bett bitten, sie müssten teils wegen Platzmangels abgewiesen werden.

Berlin brauche endlich wie andere Städte für die bessere Planung eine Wohnungslosenstatistik, forderte Geschäftsführer Robert Veltmann von der „Gebewo – Soziale Dienste“, die die Berliner Kältehilfe koordiniert.
Ab 1. November können täglich von 19 bis 23 Uhr unter dem Kältehilfe-Telefon 810 560 425 hilfslose Menschen – oder auch Wohnmöglichkeiten gemeldet werden.

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