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Berlin: Bei der Dreierfusion könnte der Szenebezirk den Ton angeben - obwohl er flächenmäßig der kleinste ist

Ein Haus für alle Menschen, in dem der Akademiker Tür an Tür mit dem Arbeitslosen wohnt. Dieser romantischen Metapher bediente sich der Sozialdemokrat Reinhard Kraetzer schon öfter.

Ein Haus für alle Menschen, in dem der Akademiker Tür an Tür mit dem Arbeitslosen wohnt. Dieser romantischen Metapher bediente sich der Sozialdemokrat Reinhard Kraetzer schon öfter. Der Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg fand es gut, sich schützend vor das "freieste Stück Land in der ganzen ehemaligen DDR" zu stellen. Gegen die anstehenden Veränderungen konnte er aber nicht viel ausrichten. In den Jahren nach dem Mauerfall zogen so viele Menschen weg, dass die Statistiker erstaunt die Augen aufrissen: Mehr als die Hälfte aller Einwohner kehrten Prenzlauer Berg den Rücken. Die Schönhauser Allee, zu DDR-Zeiten eine gesuchte und viele besuchte Einkaufsmeile, entwickelte sich nach der Wende zum Problem: Wegen ausbleibender Käufer und steigender Mieten mussten viele Geschäfte dicht machen. Besser wurde es mit der Eröffnung der Schönhauser Allee Arcaden im Jahr 1998. Das neue Einkaufszentrum zieht wie ein Magnet Ströme von Kauflustigen vor allem aus dem Ostteil der Stadt an. Ob es sich dabei um ein Strohfeuer oder um eine Erfolgsgeschichte handelt, bleibt zunächst eine offene Frage.

Im neuen Großbezirk dürfte Prenzlauer Berg den Ton angeben. Dies nicht nur, weil 36 der 89 Verordneten in der neuen Bezirksverordnetenversammlung aus dem Szene-Bezirk kommen. Die Partner Pankow und Weißensee sind Bezirke mit vielen ruhigen Ecken, an denen man sich sehr gut von der Hektik der Großstadt erholen kann. Prenzlauer Berg dagegen ist viel dynamischer und saugt zudem Kraft aus der Nachbarschaft zum Bezirk Mitte. Ob der Wegfall der Bezirksgrenzen genügt, um Pankow und Weißensee den Charakter kleinstädtischer Anhängsel an der Großstadt Berlin zu nehmen, bleibt abzuwarten. Bislang schaffte es Weißensee nur mit wenigen Themen in die Schlagzeilen: Außerhalb des Bezirks wurde vor allem die Entstehung der neuen Vorstadt Karow-Nord wahrgenommen. Auch Treffen von Brandenburger Neonazis in einer Weißenseer Kneipe erregten Aufsehen. Pankow schreckte erst aus seinem Dornröschenschlaf, als der Streit um die Nachfolge des aus Krankheitsgründen ausgeschiedenen SPD-Bürgermeisters entbrannte.

brun

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