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Berlin: Bei der Fusion Mittes, Tiergartens und Weddings gibt es nicht nur Ost-West-Kontraste, sondern auch politische Gegensätze

In keinem anderen Fall wird die Fusion der Bezirke so spannend wie bei Mitte, Tiergarten und Wedding. Und der Ausgang der Wahlen entscheidet über die künftige Kräfteverteilung im neuen Innenstadtbezirk.

In keinem anderen Fall wird die Fusion der Bezirke so spannend wie bei Mitte, Tiergarten und Wedding. Und der Ausgang der Wahlen entscheidet über die künftige Kräfteverteilung im neuen Innenstadtbezirk. Im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD geht es vor allem darum, wer das Vorschlagsrecht für den Bürgermeister bekommt, der zum 1. Januar 2001 sein Amt antreten wird.

Die SPD, in Wedding traditionell sehr stark, kann sich zwar auch in Tiergarten auf ein breites Wählerpotential stützen, in Mitte aber steht sie abgeschlagen hinter einer starken PDS, die bei den letzten Wahlen nur knapp die absolute Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung verpasste. Ähnlich geht es der CDU, die in Mitte zwar mit Joachim Zeller den Bürgermeister stellt, ihre größten Wählerpotentiale im neuen Großbezirk eher in Tiergarten und Wedding hat. Die Grünen, in Tiergarten am stärksten, werden ebenso wie die PDS an Einfluss verlieren, sind aber vermutlich das Zünglein an der Waage. Ihr Votum wird entscheiden, ob der erste Bürgermeister Hans Nisblé (SPD) oder Joachim Zeller (CDU) heißt.

Bis der neue Bürgermeister und damit auch die Stadträte gekürt werden, ist noch Zeit, die in allen drei Bezirken genutzt werden soll, stärker aufeinander zuzugehen. Zwar haben die Bezirksverwaltungen früher als anderswo gemeinsame Arbeitsgruppen eingerichtet, um die Verwaltungsabläufe aufeinander abzustimmen, und auch die Bezirksämter tagen bereits zusammen, das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier nicht drei Wunschkandidaten zusammentreffen. Vor allem zwischen Wedding und Mitte sind die Animositäten groß.

Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Ansprüchen, die die Bevölkerung an ihre Wohnquartiere stellt. Die Problem der Innenstadt-Wohnviertel, wie die Fischerinsel, sind nicht vergleichbar mit den Schwierigkeiten, mit denen die Weddinger in den Problemquartieren an Sprengelstraße oder Kolonie- und Soldiner Straße kämpfen.

Sind es in Mitte vor allem stadtplanerische Fragen, mit denen der Bezirk sich teils erbitterte Kontroversen mit dem Senat lieferte, geht es in den Altbaugebieten im Norden vor allem um die Sicherung des sozialen Gleichgewichts. Das sind Themen, die auch den Tiergartener Politikern aus einigen Moabiter Wohngebieten nicht unbekannt sind. Auch der Druck von Investoren auf die Bezirks-Baubehörde ist in Mitte und Tiergarten, nahe dem Regierungsviertel, ungleich größer als in Wedding.

Die Probleme des Boulevards Unter den Linden braucht andere Antworten als die Schwierigkeiten der Turm- und der Müllerstraße, zwei Einkaufsmeilen, denen nach dem Image- ein weiterer Kaufkraftverlust droht, weil die Kunden lieber in schicke Einkaufszentren wie Potsdamer Platz Arkaden oder Gesundbrunnen-Center gehen.

oew

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