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Berlin: Bei einer Hausdurchsuchung stieß die Polizei zufällig auf ein Waffenlager

Die Polizei ist gestern überraschend auf ein Waffenlager von Hooligans gestoßen. Gegen 7 Uhr 30 durchsuchten Beamte der "AG Hooligan" drei Wohnungen und einen Geschäftsraum von gewalttätigen Fußballfans.

Die Polizei ist gestern überraschend auf ein Waffenlager von Hooligans gestoßen. Gegen 7 Uhr 30 durchsuchten Beamte der "AG Hooligan" drei Wohnungen und einen Geschäftsraum von gewalttätigen Fußballfans. In der Wohnung eines 31-Jährigen in Tempelhof fanden die Fahnder zwei russische Abwehrhandgranaten, zwei Zünder, 70 Schuss scharfe Munition und zwei Schreckschusspistolen. Der Wohnungsinhaber Christian M. wurde festgenommen und soll heute dem Haftrichter vorgeführt werden.

M. gilt als führender Kopf der Berliner Hooligan-Szene und ist seit langem im Visier der Ermittler. Er habe Spiele von Hertha und dem BFC Dynamo besucht, hieß es. Bei der Durchsuchung sollten eigentlich Beweise in einem anderen Verfahren gefunden werden: M. soll federführend die geplante Hooligan-Schlacht während des Fußball-Pokalfinales vorbereitet haben. Am 12. Juni vergangenen Jahres hatten sich gewalttätige Anhänger von Bayern München, Werder Bremen und aus der Berliner Fan-Szene konspirativ in einem Wohngebiet zwischen Karl-Marx-Allee und Schillingbrücke zu einem "Großkampf" verabredet. In dem Moment, als die knapp 200 rivalisierenden Fans aufeinander los gingen, rückte die Polizei mit einer Hundertschaft an und nahm 149 Personen fest. Gegen alle Beteiligten wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt.

Neben der Wohnung von Christian M., der als Student eingeschrieben ist, wurden in Berlin die Wohnungen und ein Geschäftsraum von zwei weiteren Hooligans durchsucht, die ebenfalls am 12. Juni festgenommen worden waren. Außerdem durchsuchte die bayerische Polizei das Appartment eines süddeutschen Hooligans.

M. gehört zu dem harten Kern Berliner Hooligans, denen die Polizei erstmals während der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich ein Ausreiseverbot auferlegte. Beim Championsleague-Heimspiel von Hertha BSC gegen den englischen Klub FC Chelsea durfte der 31-Jährige nicht in die Nähe des Olympiastadions.

"Der aktuelle Fall zeigt, dass sich der harte Kern der Hooligans nicht nur auf Schlägereien am Rande von Fußballspielen beschränkt", sagte gestern ein Ermittler. Nach Angaben der Polizei dominiert der harte Kern, zu dem auch M. gehört, auch die Türsteher-Szene in Discotheken. Erst im November hatte die Polizei mehrere Personen aus dem Hooligan-Umfeld festgenommen, denen der Handel mit Kokain vorgeworfen wird. Bei einer ersten Razzia im Oktober 1998 beschlagnahmten die Beamten bei Fans des BFC Dynamo mehrere scharfe Schusswaffen, eine Maschinenpistole und mehrere Millionen Mark; mehr als zehn Verdächtige wurden inhaftiert. In allen Fällen laufen die Verfahren noch.

Holger Stark

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