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Berlin: Bei jedem Himmel über Berlin

Trotz Regens werden die Freiluftkinos besucht. Was sich die Veranstalter alles einfallen lassen, damit die Bänke voll werden

Sonne, Wolkenbruch mit Sturmböen, dann wieder Sonne – das Wetter am Morgen lässt im Moment nicht darauf schließen, dass abends die Bänke und Stühle in den Freiluftkinos trocken sind. Aber gerade weil das Wetter so unberechenbar ist, kann es schon Minuten nach dem Schauer sonnige Überraschungen geben. Das wissen auch die Veranstalter der 14 Berliner Open Air-Leinwände und lassen sich vom Wetter nicht mehr beeindrucken. Die Betreiber des Kinos auf der Museumsinsel schreiben das wörtlich in ihre wöchentliche Vorschau. Die Kinogruppe Yorck hat pragmatisch gedacht und eine Wetter-Hotline eingerichtet. Sie informiert Kinogänger bis kurz vor Veranstaltungsbeginn darüber, ob es im Museumsgarten Dahlem und in der Zitadelle Spandau trocken bleibt.

„Normalerweise gehen die Umsätze in unseren traditionellen, überdachten Kinos zwischen Mai und August um 50 bis 70 Prozent zurück“, sagt Roman Colm von der Yorck-Gruppe. Daher entschieden sich die Betreiber in diesem Jahr zum ersten Mal dazu, an den zwei Standorten Freiluftkino zu bieten. Diesen Sommer blieben die Freiluftveranstaltungen bislang jedoch eher leer, so Colm.

Doch es ist Sommer und die Berliner wollen im Freien auf die Leinwand schauen, auch wenn es in den Nächten manchmal bis auf sechs Grad abkühlt. Im Freiluftkino im Naturtheater Friedrichshagen etwa sind trotz des schlechten Wetters erst drei Vorstellungen ausgefallen, im Jahrhundertsommer 2003 war es immerhin eine. Vor der Leinwand im Volkspark Friedrichshain finden sich auch bei kaltem Wetter bis zu 400 Kinogänger ein. „DiebringensichDecken und warme Jacken mit“, sagt Arne Höhne vom Veranstalter Piffl Medien. Statt kühlem Bier sind die Absatzknüller derzeit Kaffee und Tee. Der Vorteil im Volkspark: Rund 100 trockene Plätze unter Sonnenschirmen stehen zur Verfügung. Im Sommerbad Wilmersdorf wird dieses Jahr ebenfalls zum ersten Mal Kino unter dem Sternenzelt geboten. Das Besondere am Konzept: Die Besucher können während der Filmvorführung schwimmen gehen.

Auch andere Betreiber haben dem Wetter den Kampf angesagt und bieten Extras an. Im Naturtheater Friedrichshagen werden bei Bedarf gratis Kissen und Regenschirme an die Besucher verteilt. Im Sommerbad Wilmersdorf stehen jetzt acht Loungebetten mit Überdachung. Ein Tipp vom Veranstalter: Nicht nur Zeltplanen und Decken helfen gegen Kälte und Nass. Arne Höhne rät Besuchern, sich jemanden mitzubringen, den man gern hat.

Die Veranstalter setzen weiter auf gutes Wetter in Juli und August – und ein anspruchsvolles Programm. In Hellersdorf und in der Kulturfabrik in der Lehrter Straße werden die Filme gratis gezeigt. In Spandau und Dahlem sollen Filme aus dem Arthouse-Segment vor allem ein älteres, anspruchsvolles Publikum ansprechen. „Halbe Treppe“ und „Rosenstraße“ stehen hier auf dem Spielplan. Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder prämierte Filme wie „Lichter“ laufen auf nahezu allen Open Air-Leinwänden. Und in Wilmersdorf werden die Tour de France und die Olympischen Spiele übertragen.

Thorsten Wiese

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