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Berlin: Bei Konnopke um die Ecke

Der Ex-Punk Atak hat mit seinen Comics großen Erfolg – inspirieren lässt er sich von seinem Kiez

Konnopke zum Beispiel. Die Wurstbude an der Schönhauser Allee. Wo sich mittags die Leute aus dem Viertel ihre Currywurst holen, während über ihren Köpfen die U-Bahn vorbeirumpelt und drumherum die Straßenbahnen entlangzuckeln; wo man noch mehr Ureinwohner als Zugezogene findet; wo die Sprache gerne mal deftig berlinerisch ist. Das ist einer dieser Orte, die Atak inspirieren. Deswegen hat der Künstler die Wurstbude festgehalten in einer seiner gemalten Bildergeschichten.

Knapp zwei Jahre lang hat er daran gearbeitet, gemeinsam mit dem Szene- Poeten Ahne. Jetzt hat der Berliner Avant-Verlag die verspielten, mal poetischen, mal absurden Comicstrips – ursprünglich eine wöchentliche Auftragsarbeit der „Berliner Zeitung“ – als Buch veröffentlicht. An diesem Sonnabend feiern die Künstler das mit einer Release- Party in Mitte, dazu gibt es die Originale in einer Ausstellung zu sehen.

Sein Atelier hat Atak um die Ecke von Konnopke. In der Gleimstraße, die ebenfalls in einem Strip verewigt wurde. Auf dem Maltisch liegen Comic-Hefte aus den 70ern zwischen den Farbtuben, die Wände zieren die Helden seiner Kindheit, die ihn bis heute inspirieren: Originalseiten amerikanischer Superhelden-Geschichten, Pittiplatsch oder Popeye. Wenn Atak durch sein Viertel spaziert, sammelt er visuelle Zitate, erzählt er. Wer seine Comicstrips durchblättert, stößt auf Bekanntes, vor allem aus dem Ostteil: Auf den Mauerpark und den Fernsehturm, den Tierpark und Straßenszenen aus Hohenschönhausen.

Vor allem das prollige, derbe Berlin gefällt Atak. Dass die Leute nicht lange um den heißen Brei herumreden. Und wenn er von der Eckkneipe nebenan oder den Läden in seiner Straße erzählt, dann leuchten seine Augen. Diese ungekünstelte Atmosphäre, wie sie jüngst auch im Film „Halbe Treppe“ beschrieben wird, mag Atak. Das ging ihm schon damals so, als er in Frankfurt an der Oder aufwuchs (wo „Halbe Treppe“ spielt). Damals hieß er noch Georg Barber. Atak nennt er sich, seitdem er als Jugendlicher unter dem Namen Punkmusik machte. Auch war das später sein Szene-Kürzel, als er sich nachts mit der Spraydose an Berliner Häuserwänden ausprobierte. Das ist alles lange her.

Heute ist der 35-Jährige nicht nur ein Familienvater mit zwei Kindern und den ersten grauen Strähnen im Haar, sondern vor allem ein weit über Berlin hinaus anerkannter Künstler und Illustrator, der nebenbei einen Lehrauftrag in Hamburg hat. Nach der Berliner Schau stehen in den kommenden Wochen Ausstellungen in Frankfurt am Main und Lissabon an, seine Zeichnungen und Gemälde werden in Galerien teuer gehandelt, der von Atak illustrierte Roman „Fup“ von Jim Dodge hat es innerhalb eines Jahres zu fünf Auflagen und Kultstatus gebracht.

Dem sperrigen, unabhängigen Undergroundcomic ist er trotzdem treu geblieben. Atak versteht seine Zeichnungen als Spiel mit den Lesern, sagt er. Es macht ihm Spaß, wenn die Menschen über seine Bilder stolpern, sie nicht einordnen können. Belustigt berichtet er davon, wie der gemalte Vergleich einer „PDS-Oma“ und eines Geiers einen Proteststurm der Leser der „Berliner Zeitung“ provozierte. Wenn er das erzählt, blitzt aus Atak der alte Punk-Geist seiner Jugend durch. Ein künstlerischer Störenfried will er immer noch sein, einer, der die Dinge infrage stellt. Hauptsache, es macht Spaß.

Buchveröffentlichungs-Party zum Comic- Buch „Atak vs. Ahne“ am Sonnabend ab 20 Uhr in der Comic-Bibliothek „Renate“, Tucholskystraße 32, Mitte. Eintritt frei. Ausstellung bis 9. Mai, geöffnet: Mo-Do 14-20, Fr 14-19, Sa 14-18 Uhr. Das Buch ist vierfarbig, hat 140 Seiten und kostet 19,90 Euro. Weitere Informationen: www.avant-verlag.de

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