zum Hauptinhalt

Bekannter Bankeinbruch in Berlin-Steglitz als Krimi: Steglitzer Tunnelraub bei "Aktenzeichen XY"

Sechs Monate nach dem spektakulären Bankraub in Steglitz wurde der originale Tunnel zugeschüttet - und ein neuer gegraben: Nicht von Kriminellen, sondern vom Filmteam von "Aktenzeichen XY".

Monatelang sind Unbekannte im letzten Jahr in den Untergrund Berlins gestiegen, um einen 45 Meter langen Tunnel zu buddeln. Tag für Tag. Woche für Woche. Als sie fertig waren, führte sie der Schacht direkt zu einer Volksbank-Filiale in Steglitz, wo sie am 14. Januar 2013 einen spektakulären Millionencoup landeten. Für ihre Beute stiegen sie in den Tresorraum, brachen 300 Schließfächer auf, legten ein Feuer und flohen. Alles ohne Zeugen. Völlig unbemerkt. Seitdem hat die Polizei mehr als 400 Hinweise erhalten – viel genützt haben sie nicht. Es gibt noch immer keine Fährte, weder zur Beute noch zu den Tätern. Darum wird der Tunnelraub von Berlin heute Abend das Hauptthema der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ (20.15 Uhr im ZDF) sein. Im vergangenen Jahr sahen durchschnittlich mehr als fünf Millionen Menschen bei der Reihe zu.

Mit einem zweiten Tunnel wird der spektakuläre Bankraub nachgestellt

Um den Fall so authentisch wie möglich zu präsentieren, hat die XY-Redaktion den Tunnel und den Tresorraum von einem Experten rekonstruieren lassen. Sein Name ist Stefan Cohrs, 50 Jahre alt, und Ausstatter der Sendung seit zehn Jahren. Drei Wochen brauchte er für den Bau des Studiotunnels, der 16 Meter lang, 80 Zentimeter breit und fast zwei Meter hoch war. „Besonders fasziniert hat mich dabei, wie die Täter das ganze Gewicht bewegen konnten, und wie sie so schnell die Schließfächer aufbekommen haben“, erzählt Cohrs.

Im Gegensatz zum Ausstatter war Simon Licht zum ersten Mal bei der Sendung dabei. Der 47-jährige Schauspieler ist unter anderem durch die Serie „Stromberg“ bekannt und spielt im Film über den Tunnelraub den Kopf der Diebesbande. Was er zu dem Coup als fiktiver Verbrecher sagen kann? „Ich bin kein Hobbykriminologe, aber von der logistischen Feinarbeit, einen 45 Meter langen Tunnel zu bauen, war ich schon beeindruckt. Nichtsdestotrotz bleibt es ein Kriminalfall.“ Ein Kriminalfall mit vielen Geschädigten und ohne heiße Spur.

Das ZDF hat für die Tätersuche im Fernsehen den Steglitzer Tunnel nachgebaut.
Das ZDF hat für die Tätersuche im Fernsehen den Steglitzer Tunnel nachgebaut.

© dpa

Die drei einzigen Indizien, die in der Sendung gezeigt werden können, sind Zeichnungen und Fotos von gestohlenen Wertgegenständen, die Phantomzeichnung von einem Mann, der bei einer polnischen Firma eine große Menge Holzwinkel für den Tunnelbau gekauft haben soll, sowie eine Videoaufzeichnung von einem Bankkunden, der mit falschen Daten kurz vor der Tat ein Konto angelegt hat, sagte ein Polizeisprecher.

Für Hinweise, die die Täter überführen, hat die Berliner Volksbank Ende vergangener Woche eine zusätzliche Belohnung von 25 000 Euro ausgesetzt. Zwei Wochen nach der Tat hatte die Versicherung der ausgeraubten Bank bereits eine Belohnung in gleicher Höhe versprochen – für Hinweise zum Diebesgut. Vergeblich.

Der Steglitzer Tunnelraub ist ein interessanter Fall für "Aktenzeichen XY"

„Aktenzeichen XY“ kündigt den 30-minütigen Beitrag über den Steglitzer Raub als den „aufwändigsten Film“ ihrer Sendungsgeschichte an. Was das Ausmaß der Straftat betrifft, fiel einer Sprecherin nur ein Vergleich aus der Region ein: der Fall P. in Bad Saarow. Im August 2011 war zunächst die Ehefrau des Unternehmers P. vor dem Anwesen der Familie mit einem Knüppel niedergeschlagen worden. Zwei Monate später schoss ein maskierter Mann auf die Tochter des Ehepaars und verletzte dabei einen Bodyguard, der die Frau begleitete, lebensgefährlich. Obwohl der Fall sogar schon zwei Mal in der Sendung gezeigt worden ist, konnten die Täter bisher nicht gefasst werden.

Trotzdem sind die Aufklärungschancen beim Steglitzer Tunnelraub durchaus vorhanden, wie die Erfahrung zeigt: Die Erfolgsquote der Sendung liegt immerhin bei 41 Prozent – und bis die Straftat verjährt und zu den Akten gelegt wird, dauert es noch 20 Jahre.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false