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Bendlerblock

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Bendlerblock: Gedenken und Gelöbnis

Am Jahrestag des gescheiterten Bombenattentats auf Hitler haben Spitzenpolitiker die damalige Widerstandsbewegung gewürdigt. Etwa 90 Personen protestierten friedlich gegen das Feierliche Gelöbnis der Bundeswehr-Rekruten.

Am Jahrestag des gescheiterten Bombenattentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 haben Spitzenpolitiker am Freitag die damalige Widerstandsbewegung um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg gewürdigt. In Erinnerung an die hingerichteten Widerstandskämpfer wurden im Bendlerblock, dem Sitz des heutigen Verteidigungsministeriums, Kränze niedergelegt. An der Zeremonie nahmen unter anderen Bundesratspräsident Harald Ringstorff (SPD), Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), Kanzleramtschef Thomas de Maizière (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) teil.

Im Bendlerblock waren die Hauptakteure des Umsturzversuchs um Stauffenberg standrechtlich erschossen worden. Stauffenberg hatte zuvor in der Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreußen eine Bombe deponiert. Während der Besprechung des militärischen Führungsstabs explodierte der Sprengsatz. Hitler erlitt nur leichte Verletzungen, der geplante Staatsstreich war gescheitert. Am Freitagabend sollte neben dem Bendlerblock das traditionelle Gelöbnis junger Soldaten der Bundeswehr stattfinden.

Gelöbnisrede von Helmut Kohl

Die 450 Rekruten gehören seit wenigen Wochen zum Wachbataillon, das protokollarische und Sicherungsaufgaben für das Verteidigungsministerium übernimmt. Seit 1999 findet diese feierliche militärische Zeremonie an jedem 20. Juli statt. Das hatte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) so angeordnet, denn für die Bundeswehr gehören die Frauen und Männer des Widerstandes - mittlerweile - zu den traditionsstiftenden Vorbildern. '

Vor rund 2000 Gästen würdige Altbundeskanzler Helmut Kohl das gescheiterte Bombenattentat auf Hitler als einen "Aufstand des Gewissens". Der damaligen Widerstandsbewegung um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg sei es darum gegangen, die Herrschaft des Verbrechens zu beseitigen, sagte Kohl bei dem Gelöbnis. Er betonte: "Sie waren bereit, für Menschenwürde und Freiheit, für Gerechtigkeit und Wahrheit ihr Leben zu opfern". Die heutige Bundesrepublik gründe sich bewusst auf diese Tradition, auf die Absage an jede Form von Diktatur, Willkür und Unrecht, sagte der Altkanzler. Bei der traditionellen Veranstaltung geloben die Wehrpflichtigen, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen".

Bereits am späten Nachmittag sammelten sich am Wissenschaftszentrum in Sichtweite des Bendlerblocks etwa 50 Militärgegner zur einer Kundgebung. Die "Berliner Anti-Nato-Gruppe" hatte in diesem Jahr den Protestzug unter dem Motto "Militärische Rituale verhindern" angemeldet, der erstmals in der Nähe des Appellplatzes begann.

Gegen 20 Uhr sollte dann der Demonstrationszug durch die Potsdamer Straße beginnen. Da keine Ausschreitungen mehr erwartet wurden, hatte die Polizei ihre Stärke auf etwa 600 Beamte reduziert. Vor einigen Jahren mussten noch bis zu 2000 Polizisten die Zeremonie schützen. Der Protest war dann immer schwächer geworden, im vergangenen Jahr sogar ganz ausgefallen. Allerdings war auch gestern der Platz weiträumig abgeriegelt. ddp/tso/Ha

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