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Über den Päpsten und dem Papa-Mobil wird wieder, wie am Christopher-Street-Day 2011, die Regenbogen-Fahne wehen.

© dpa

Update

Benedikt-Gegner: Der Papst kann kommen

Nun fehlte dem Bündnis "Der Papst kommt" nur noch eins für seine Demo: das Motto. "Ratzi, gib Gummi" war den Organisatoren zu flapsig. Sie einigten sich mit großer Mehrheit auf ein anderes.

Zwei Päpste, zwei Päpstinnen und ein Papa-Mobil. So bunt könnte katholische Kirche sein. Ist sie aber nicht. Die Anti-Papst-Demo am kommenden Donnerstag, die vom Potsdamer Platz aus mit einem Vierer-Papst-Gespann startet, will es umso mehr sein. Die Besonderheit: Eine der "Päpstinnen" ist transsexuell. Das Banner, das den bunten Zug mit dem Papa-Mobil anführen soll, hat nun auch endlich ein Motto bekommen: "Keine Macht den Dogmen".

Das Bündnis "Der Papst kommt" will so gegen die Sexualpolitik des Papstes, insbesondere gegen die nach ihrer Ansicht stattfindenden Ausgrenzung und Diskriminierung von Schwulen und Lesben, protestieren.

In ihrem sechsten Netzwerktreffen am Donnerstag im Berliner DGB-Hauses am Wittenbergplatz standen 17 Vorschläge zur Wahl, darunter auch "Ratzi, gib Gummi", "Ohne Kirche - keine Hölle" (Max Frisch) und "Lieber Kondom als Petersdom". Mit großer Mehrheit entschieden sich die Teilnehmer jedoch für "Keine Macht den Dogmen". Bei allem Spaß beim Papst-Protest wollen die 65 Organisatoren ernst genommen werden.

"Gerne wären wir in 'Hörweite' zum Bundestag am Brandenburger Tor mit unserem Zug gestartet", sagt Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD). Er kann nicht verstehen, warum das Sicherheitsbedürfnis des Papstes dies nicht erlaubt. Doch die Beschwerde gegen das Verbot des Versammlungsbehörde wurde vom Verwaltungsgericht Berlin abgewiesen.

Mit dem neuen Startpunkt am Potsdamer Platz sind die Protestler dennoch zufrieden. "Es ist ein Teilerfolg, dass wir die Route ansonsten relativ frei bestimmen konnten", berichtet Bodo Mende, Vorstandsmitglied des Bündnisses.

In einem Zug von zehn Wagen und 10.000 erwarteten Teilnehmer wird die Demo am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten gegenüber des Holocaust-Denkmals vorbeigehen und dann über den Boulevard Unter den Linden bis zur St. Hedwigs Kathedrale am Bebelplatz laufen. Dort findet die Abschlusskundgebung statt, wo Redner wie die katholischen Theologen Uta Ranke-Heinemann und David Berger sprechen werden.

Themen sind neben der Kondom-Politik des Papstes auch die Gleichberechtigung und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Homosexuellen - im privaten Bereich ebenso wie am Arbeitsplatz. Denn evangelische und katholische Kirche sind zusammen mit 1,3 Millionen Beschäftigten in mehr als 50.000 Einrichtungen auch der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands nach dem öffentlichen Dienst. Sie genießt den Sonderstatus, ihre Beschäftigten aus sittlich-moralischen Gründen entlassen zu dürfen. Sittlich-moralische Gründe sind zum Beispiel Scheidung und Wiederverheiratung. Besonders die Ausnahmeregelung des Antidiskriminierungsgesetzes (AGG) für die Kirche "darf so nicht stehen bleiben", findet Klaus Timm von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Unter den Organisationen, die dem Bündnis angehören, sind, bis auf die CDU, alle Parteien des Bundestags vertreten; ebenso wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Timm erklärt, warum: "Wir setzen uns für Respekt gegenüber Lesben und Schwulen ein. Wir können die Doktrin des Papstes auf keinen Fall akzeptieren, weil sie Menschen diskriminiert."

Zuspruch finde das Bündnis auch bei vielen Katholiken, die die Geschlechter- und Sexualpolitik des Vatikans ebenso kritisierten, versichert Jörg Steinert. Einige von ihnen würden am 22. September nicht ins Olympia-Stadion kommen, sondern zum Potsdamer Platz.

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