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BER-Aufsichtsrat: Comeback des Klaus Wowereit

Nach Matthias Platzecks Abtritt könnte Klaus Wowereit wieder Aufsichtsratsvorsitzender des BER werden. Zumindest vorübergehend – vielleicht aber auch für länger.

Plötzlich ist er wieder da. Ob er will, oder nicht. Aber wahrscheinlich will er es sogar: Der Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wird als Stellvertreter des abtretenden Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) erneut Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft. Zunächst vorübergehend – vielleicht aber auch wieder längerfristig. Zumindest die Luftfahrtbranche sähe dies wohlwollend.

Die Suche nach einem Nachfolger Platzecks für den Vorsitz war bisher erfolglos. Wie der Tagesspiegel am Dienstag aus Potsdamer Regierungskreisen erfuhr, wird Brandenburgs rot-rote Regierung als Nachfolger den Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider in das Kontrollgremium schicken. Bretschneider soll aber nicht Vorsitzender werden. Bis ein neuer gefunden ist, steht Wowereit wieder an der Spitze des Gremiums. In Potsdam erwartet man, dass vor der Bundestagswahl kein neuer Vorsitzender gefunden wird.

Das Amt hatte Wowereit bereits von 2003 bis 2013 inne, gab es aber ab, nachdem der damalige Flughafenchef Rainer Schwarz gehen musste. Damals war Platzeck aufgerückt. Brandenburgs Regierungschef wird am Freitag zum letzten Mal die Aufsichtsratssitzung leiten.

Klaus Wowereit wird so Chefkontrolleur

Wowereit wird damit Chefkontrolleur genau in den Wochen vor der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung im Oktober sein, auf der BER-Chef Hartmut Mehdorn sein Inbetriebnahmekonzept vorlegen soll. Zunächst war dies für Spätsommer avisiert, dann für Herbst, inzwischen wird in Gesellschafterkreisen nicht ausgeschlossen, dass der Aufsichtsrat im Oktober keine Zustimmung gibt.

Senatssprecher Richard Meng sagte, eine Nachfolgeregelung für Platzeck sei noch nicht besprochen worden. Das Recht, den Vorsitzenden vorzuschlagen, liege bei Brandenburg. In der Luftfahrtbrache heißt es, alles laufe Wowereit als Dauerlösung hinaus. Nach erneuter Verschiebung des Eröffnungstermins war von der Opposition dessen Rücktritt als Aufsichtsratschef gefordert. Die Wirtschaft sah es differenzierter. Es könne nicht Aufgabe eines Aufsichtsrats sein, die Arbeit der Geschäftsführung zu machen.

Flughafenchef Hartmut Mehdorn will klein loslegen

Flughafenchef Hartmut Mehdorn will offenbar ganz klein loslegen und dann richtig durchstarten. Wie „Die Zeit“ berichtet, soll am Nord-Pier des BER Ende März 2014 der Flugbetrieb losgehen, allerdings mit nur drei Flügen der Gesellschaft Germania und 380 Passagieren am Tag. Noch im selben Jahr soll nach Mehdorns Willen der Gesamtflughafen eröffnet werden. Diese Pläne will Mehdorn am Freitag dem Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft vorstellen.

Mehdorn will endlich etwas vorzeigen. Wie aus dem Strategiepapier, das er am Freitag dem Kontrollgremium vorstellen will und das dem Tagesspiegel vorliegt, hervorgeht, geht es Mehdorn neben dem Testbetrieb vor allem um eines: Motivation und mehr Begeisterung für den Flughafen. In der Präsentation für den Aufsichtsrat am Freitag ist die Rede von „Mobilisierung und Einschwörung aller Beteiligten auf Fertigmachen und loslegen“.

Hartmut Mehdorn räumt Risiken ein

Die Flughafengesellschaft äußert sich weiterhin nicht zu Zeitplänen. Testbetrieb und Motivation am Nord-Pier kosten Mehdorns Strategiepapier zufolge 5,9 Millionen Euro, darin enthalten sind für den Ein- und späterer Rückbau der Check-In-Schalter, der Sicherheitsschleusen und der Gepäckbänder, die wegen langer Lieferfristen sogar schon bestellt sind. In dem Mehdorn-Papier heißt das „Ummöblierung“. Monatlich kostet der Betrieb am Nord-Pier eine halbe Million Euro – für drei Flüge am Tag. Vorteil dieser Pläne ist laut Mehdorn, dass zwei Drittel aller Objekte und alle Systeme in Betrieb genommen und getestet werden.

Mehdorn räumt auch Risiken ein. Die Fertigstellung des BER-Terminals könnte sich durch den strengen Fokus auf das Nord-Pier verzögern. Auch das Landratsamt Dahme-Spreewald ist skeptisch. Baudezernent Carl-Heinz Klinkmüller sagt der „Zeit“ , dass der Nordpier „die Anforderungen an den Flugbetrieb, längst nicht“ erfülle. Die Flughafengesellschaft will die Antragsunterlagen in den nächsten Tagen an die Baubehörde schicken.

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