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"Und wo ist Mehdorns Helm?", schrieben wir vor einem Jahr. Wowereit wusste vielleicht, dass er den Helm bald brauchen würde.

© dpa

BER-Debakel im Rückblick: Als am Flughafen die Welt noch in Ordnung war

"Air-Berlin-Chef Mehdorn und Wowereit loben einander für den Großflughafen", meldete der Tagesspiegel vor genau einem Jahr. Das liest sich im Rückblick fast wie eine Satire. Wie sich die Situation vor zwölf Monaten darstellte, lesen Sie hier im Originalartikel.

Lesen Sie hier einen Text, der im Tagesspiegel vor genau einem Jahr erschien - damals lobten sich Hartmut Mehdorn und Klaus Wowereit gegenseitig für ihr Engagement in Sachen BER:

Das war ein Zeichen: Seinen ersten öffentlichen Auftritt vor der Presse zelebrierte der neue Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am Montag auf der Großbaustelle für den künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld. Dort will die tief in der Krise steckende Fluggesellschaft nach der Eröffnung am 3. Juni 2012 kräftig expandieren und den Flughafen zu einem Drehkreuz ausbauen. Verhandlungen über weitere Interkontinental-Verbindungen gebe es bereits, sagte Mehdorn, ohne Details zu nennen. Air Berlin sei ein „gefragter Partner“.

Der neben ihm stehende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist, vernahm’s trotzdem mit Freude und lobte Mehdorn und dessen Vorgänger als Air-Berlin- Chef, Joachim Hunold, für deren Engagement in Berlin. Ein Drehkreuz könne man nicht anordnen, es lebe von den Flügen, die die Gesellschaften anböten, sagte Wowereit. Air Berlin will im nächsten Jahr unter anderem wöchentlich drei Mal nonstop nach Los Angeles fliegen und täglich zudem New York ansteuern.

Einfach wird das nicht: Wirtschaftlich gebe es einen „erheblichen Gegenwind“, sagte Mehdorn. Das Unternehmen müsse sparen und höhere Preise von den Passagieren verlangen. Das „Handelsblatt“ zitiert ihn in der Dienstagausgabe mit noch düstereren Worten: „Da kann man sich schon Sorgen machen.“ Und: „Wir müssen kämpfen, aber wir werden das schaffen.“

Ein Lob hielt Mehdorn für Wowereit bereit. Der Senat habe alles unternommen, um den Flughafen attraktiv zu machen, und sei auch bei Genehmigungen sehr flexibel gewesen. Da spielte es keine Rolle, dass dafür Behörden in Brandenburg zuständig waren. Und vergessen war auch der Zwist, den beide jahrelang ausgefochten hatten, als Mehdorn noch Boss der Deutschen Bahn war und unter anderem erwogen hatte, den Konzernsitz von Berlin nach Hamburg zu verlagern.

Hier geht es auch um Arbeitsplätze. Air Berlin wolle 50 bis 100 neue Stellen schaffen, kündigte Mehdorn an. Flughafenchef Rainer Schwarz rechnet mit insgesamt 20 000 Arbeitsplätzen auf dem Flughafengelände; 3000 mehr als heute in Schönefeld und Tegel zusammen. Obwohl alle auf Expansion setzen, stellte Wowereit nochmals klar, dass in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU nicht vereinbart worden sei, eine dritte Startbahn zu bauen. Die Ausbaupläne bezögen sich lediglich auf die bereits genehmigten zwei weiteren Terminals. Über eine dritte Bahn müsse man frühestens in 15 oder 20 Jahren nachdenken.

Air Berlin kann am neuen Flughafen sieben der neun Gates im Südpier exklusiv nutzen; am Hauptterminal sind es drei. Auch eine Lounge mit 200 Plätzen wird es geben. Dort will Mehdorn auch die Eröffnung feiern; sicher auch wieder gern mit dem Regierenden Bürgermeister. Schließlich mögen sie sich jetzt vielleicht sogar.

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