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Publikumstage auf dem Hauptstadtflughafen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (rechts, SPD) und der Geschäftsführer des Flughafen Berlin-Brandenburg (BER), Rainer Schwarz, gemeinsam auf der Bühne.

© Kay Nietfeld/dpa

BER-Publikumstag: Gelächter und Verfechter

Klaus Wowereit entschuldigt sich beim Publikumstag am BER für den geplatzten Start des Flughafens. Aber er kämpft auch, verteidigt das Projekt, diese "grandiose Werk". Und was macht Rainer Schwarz, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft?

Klaus Wowereit, Berlins Regierender Bürgermeister, steht auf der Bühne am neuen Hauptstadtflughafen und hebt schon wieder die Faust. Vor fünf Tagen verkündete der SPD-Politiker noch zerknirscht, dass der Airport nicht rechtzeitig zum 3.Juni fertig werde. An diesem Sonnabend aber, kurz nach 13 Uhr, will er lieber nach vorne schauen. Dass ihm ausgerechnet hier auf dem Flugvorfeld starker Wind ins Gesicht bläst, passt ganz gut ins Bild. Wowereit kneift die Augen zusammen.

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Vor mehreren hundert Besuchern beim Publikumstag des neuen Flughafens sagt er: „Das ist ein sehr ambivalenter Tag.“ Wowereit entschuldigt sich auch noch einmal, wie er es schon am Donnerstag im Abgeordnetenhaus getan hat. Allerdings, ganz so schlimm scheint es auch wieder nicht zu sein. Für Wowereit ist es nur eine „mittlere Katastrophe“ und „in der Tat kein Glanzstück“. Und weil die ganze Republik über Berlin und Brandenburg lacht, auch aus dem Publikum Buh-Rufe und Gelächter schallen, „als ob wir jetzt die Deppen der Nation sind“, warnt Wowereit, jetzt nicht das gesamte Projekt, dieses „grandiose Werk“ in Frage zu stellen. Die neueste Technik sei verbaut worden bei der Brandschutzanlage, die nicht rechtzeitig fertig wurde. Das alles sei hochkomplex, es hätte nachgesteuert und nachjustiert werden müssen.

In Bildern: Wie die Besucher den neuen Airport finden

Für Wowereit geht es als Aufsichtsratchef der Flughafengesellschaft auch um die politische Verantwortung für das Debakel, für Schadensersatzforderungen von Firmen und Fluggesellschaften. Rainer Schwarz, der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, steht zerknirscht daneben, als Wowereit ein personelles Nachspiel wegen des verpatzten Starts nicht ausschließt. Die Fehler würden aufgearbeitet und „gegebenenfalls müssen auch Konsequenzen gezogen werden“, sagt Wowereit. „Wir werden Tacheles reden.“ Und dann brandet Beifall und Jubel auf, als er sagt: „Kein Mitarbeiter im unteren Bereich wird für die Chefs geopfert.“

Sehen Sie im Video: Das war der erste Publikumstag am BER

Wie es zu dieser „mittleren Katastrophe“ kam, darüber will der Aufsichtsrat am kommenden Mittwoch beraten. Auch über einen neuen Termin für die Inbetriebnahme. Festlegen will sich Wowereit an diesem Tag aber nicht. Sein Vize im Aufsichtsrat, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der am heutigen Sonntag zum Publikumstag kommt, hatte Mitte August als neuen Termin ins Spiel gebracht – rückt davon aber wieder ab. Er will eine Eröffnung ohne „Provisorien“, „dann lieber ein paar Wochen oder ein paar Monate mehr“. Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit. Tatsächlich rechnet niemand – insbesondere die Fluggesellschaften – mehr damit, dass es vor Herbst so weit ist. Wowereit sagt dazu nur so viel: „Wir hoffen, dass wir an diesem Mittwoch dann den belastbaren Termin auch festlegen können.“

Auch Flughafenchef Schwarz spricht am Mikrofon. Er erzählt, dass dieses Bürgerfest ja eigentlich „unter anderen Vorzeichen geplant“ war und dass es Probleme mit der Brandschutzanlage gab. Aber man hätte den Flughafen auch mit halbautomatischer Anlage eröffnen können. Auch Schwarz bedauert das alles und versucht es mit einer Entschuldigung. Allerdings kommt die sehr holprig rüber. Nach wenigen Minuten ist der Auftritt vorbei, beide gehen von der Bühne. Wowereit wird umringt von Fernsehteams. Dann geht er raus zu den Besuchern, spricht mit einigen, schüttelt Hände, macht Späße mit Kindern und eine gute Figur. Rainer Schwarz steht abseits.

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