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So viel war hier schon lange nicht mehr. Tausende kamen am ersten Tag zum Flughafenfest am BER.

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Update

Großflughafen: Riesiger Andrang beim Familienfest am BER: Es kamen 80 000 Besucher

Mit 50 000 Besuchern hatte die Flughafengesellschaft gerechnet, doch es kamen sogar 80 000 Menschen zum Familienfest am BER - voller Neugier auf den Stand der Dinge. Schon am Sonnabend hatte sich Flughafenchef Mehdorn gut gelaunt und optimistisch gezeigt - ohne zu beschönigen, woran es noch fehlt.

Von Fatina Keilani

Es ist ein herrlicher Spätsommertag, am künftigen Hauptstadtflughafen BER ist Tag der offenen Tür, und der Steuerbürger will jetzt Belege sehen. Irgendwas muss doch mal fertig geworden sein! Allerdings fangen die Probleme schon am U-Bahnhof Rudow an. Zum BER? Tag der offenen Tür? „Ich weeß von nüscht, ick mach hier Linie“, sagt der Busfahrer und stürzt damit morgens kurz nach zehn ein Rentnerpaar in Verzweiflung. „Aber vor zwei Jahren fuhren die Busse doch von hier!“, ruft die Frau. Die beiden steigen trotzdem ein. Sie fahren bis zum S-Bahnhof Schönefeld. Ihr Ziel: das Terminal von innen sehen. „Vor zwei Jahren war das nämlich nicht möglich!“ Am S-Bahnhof Schönefeld ruft der Busfahrer: „Hier steht’n Haufen Busse! Das könnt' et sein!“

Und so ist es. Vor dem S-Bahnhof wartet Lutz Strohschein auf Fahrgäste. Er war heute der erste hier; Punkt neun hat er angefangen. Der Mann ist Diplom-Ingenieur und hat für die BER-Party den Shuttle-Service mit Bussen organisiert. Am Sonnabend kamen nach Schätzungen der Flughafengesellschaft rund 30 000 Gäste, am Sonntag wurden es sogar bis zu 50 000. Strohscheins Unternehmen hatte am Samstag zwölf Busse im Einsatz, am Sonntag 15, alle drei Minuten soll rechnerisch einer fahren.

Am Sonnabend beginnt es schleppend. Nach zehn bis fünfzehn Minuten ist sein Fahrzeug immer noch nicht voll. Besorgt fragt er Besucher, die aus dem S-Bahnhof kommen, ob dort eine Beschilderung auf die Veranstaltung und den Busservice hinweise. Keiner hat drauf geachtet. Es liegt wohl eher daran, dass viele noch mit dem üblichen Samstagvormittagsprogramm beschäftigt sind, zum Beispiel einkaufen.

Um diese frühe Uhrzeit sind vor allem Rentner unterwegs, es dominieren Anoraks in Sand- und Erdfarben. Später, gegen Mittag, wird das Publikum zusehens jünger und zahlreicher. Die Busse rollen dann voll zum Willy-Brandt-Platz, viele Familien mit Kindern sind an Bord; die ersten Rentner fahren schon wieder zurück.

Noch sind wir auf dem Hinweg. Der Bus fährt eine Biege vor dem alten Flughafen – einige Fahrgäste können sich nicht einigen, ob dies nun der alte oder der neue ist – dann auf den nagelneuen Straßen Richtung Airport City, erst parallel zur Autobahn, dann ins Land hinein, rechts die Landebahn, auf der zum Greifen nah jetzt Easyjet herunterkommt.

Direkt vor dem Flughafen hält der Bus. Es ist alles da, was man für ein Volkfest braucht, Bratwurst und Bier, zwei Hüpfburgen, Bühnen, dazu die ganze Technik zum Bestaunen: Blauer Hubschrauber vom Bundesgrenzschutz, Feuerwehrlöschzüge, Bombenentschärfungsroboter.

Auch der Chef läuft herum: Hartmut Mehdorn wirkt gut gelaunt und zugewandt. Um zwölf Uhr begrüßt er auf der Bühne vor dem Terminal die Besucher. Auf die Frage nach den Ursachen der Misere sagt er nur: „Wir sind keine Baustellenhistoriker. Die Schuldfrage sollen andere klären, wir arbeiten.“ Er sei jetzt sechs Monate da, es komme ihm aber viel länger vor: „Die Zeit vergeht rasend, manchmal wünsche ich mir, ich könnte sie langsamer laufen lassen“, so der 71-Jährige: „Aber wir haben in den sechs Monaten schon eine ganze Menge bewegt.“ Als Beispiel nennt er das Frachtzentrum. Es wurde im Juli in Betrieb genommen; anfangs war es kaum ausgelastet. Viel Fracht sei über Leipzig abgewickelt worden. Doch mittlerweile gebe es zweistellige Zuwachsraten, das Frachtzentrum funktioniere und beginne profitabel zu werden. „Und genau so wollen wir es mit dem Nordpier machen: Wir fertigen die Flüge der Germania hier ab und üben dabei in Ruhe die Abläufe - ohne den Stress der großen Eröffnung.“ Die Computer würden scharfgeschaltet, ebenso die Brandschutzanlage, es werde die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr getestet, mit den Taxifahrern geübt, und so weiter. Nur wann das losgehen kann, ist unklar - offenbar fehlen Papiere für die Genehmigung dieses Plans.

Am Terminal bilden sich keine Schlangen, anders als am unterirdischen Bahnhof. Von „sehr schön!“ und „gelungen!“ über „schade, dass es noch nicht funktioniert“ bis zu „einfach schrecklich“ reichen die Kommentare. „Geldverbrennungsmaschine!“, schimpft ein älterer Herr. „Das Üble sind die Ausschreibungen“, weiß ein anderer. Da sei es ja klar, dass nur die billigsten Anbieter zum Zuge kämen und dann Pfusch ablieferten. Immerhin, die Anzeigetafeln funktionieren schon. Wann das erste Mal von hier gestartet wird, steht allerdings weiter in den Sternen.

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