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Generation 50 plus.  Gül Oswatitsch, Ingrid Burghardt-Falke und Giuditta Lampante (von links) wollen ein anderes Verständnis von Alter vermitteln.

© Susanne Grautmann

Berlin ab 50: Bloggen hält jung

Berlin ist die perfekte Stadt für ältere Menschen, sagen diese Frauen. Um die zweite Lebenshälfte dreht sich ihr Blog „Berlinab50“.

Was man nicht will, weiß man meistens ganz genau. Ingrid Burghardt-Falke, 69, ist da keine Ausnahme. Wenn die Autorin des Blogs „Berlin ab 50“ über ihr Leben im Alter nachdenkt, dann möchte sie eines auf keinen Fall: Rocken mit Rollator. Unter dieser Überschrift berichtete eine Berliner Tageszeitung kürzlich über eine Ü-70-Party im Seniorenheim.

Genau zu sagen, wie ihr Leben jenseits der 60 aussehen soll, findet Burghardt-Falke schon deutlich schwieriger. Das Interesse an dieser Frage ist ein Grund, warum sie sich entschieden hat, beim Blog „Berlinab50“ mitzumachen. Die Kommunikation über den Blog ist für Burghardt-Falke außerdem eine Möglichkeit, trotz des Verlusts ihres Gehörs weiterhin mit anderen in Austausch zu treten.

Insgesamt waren fünf Frauen an der Gründung des Blogs im Mai vergangenen Jahres beteiligt, neben Burghardt-Falke waren auch Giuditta Lampante, 62, und Gül Oswatitsch, 60, dabei. In ihrem Weblog setzen sich die Autorinnen damit auseinander, was es bedeutet, in die zweite Lebenshälfte zu starten. Zudem berichten Sie über Aktuelles aus Berlin, und auch dabei liegt der Schwerpunkt auf Meldungen, die für die Zielgruppe von besonderem Interesse sind. Die Themen Gesundheit, Kultur, Recht und Soziales stehen im Mittelpunkt. So drehen sich die Beiträge zum Beispiel um Wohnen im Alter oder darum, wie es sich anfühlt, wenn die eigenen Eltern das erste Weihnachtsfest im Pflegeheim verbringen.

„Berlinab50“ heißt der Blog, weil der 50. Geburtstag eine deutliche Wende im Leben markiere: „Die Kinder verlassen das Haus, die eigenen Eltern werden alt, und der Körper verändert sich“, sagt Oswatitsch. Einen Namen wie „Seniorenblog“ haben sie bewusst vermieden. „Natürlich zählen wir altersmäßig zur Gruppe der Senioren, aber die Einstellungen und auch das Selbstverständnis der Generation „Fünfzig Plus“ haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren enorm gewandelt“, sagt sie.

Berlin ist eine ideale Stadt für Ältere

Für die Autorinnen ist Berlin eine ideale Stadt für Ältere. Burghardt-Falke sagt: „Wenn man in Berlin ist, muss man gar nicht erst verreisen, um die verschiedensten Erlebnisse zu haben.“ Die Stadtteile hätten einen so unterschiedlichen Charakter, dass man im Prinzip in ganz vielen Städten zugleich sei. Offensichtlich wirkt Berlin auf viele Ältere anziehend. Seit 1999 verlegen mehr Menschen im Rentenalter ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin als aus der Stadt wegziehen.

Einmal im Monat treffen sich die Betreiberinnen zur Redaktionskonferenz, um sich inhaltlich abzustimmen. Den Rest der Kommunikation erledigen sie per E-Mail. Hilfe bekommen die Bloggerinnen von zwei jungen Journalistinnen, die vor allem ihre Erfahrungen mit sozialen Netzwerken mit in die Arbeit einbringen. Für den Blog arbeiten sie genau wie die anderen Autorinnen ehrenamtlich.

Hauptberuflich arbeitet Giuditta Lampante für das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, mit dem der Blog in enger Kooperation steht. Sie erzählt, dass der Blog auch dazu dienen soll, dass ihre Generation den Anschluss an die Digitalisierung nicht verliere. „Ich habe viele Kontakte zu Älteren, die extrem am Leben in der Stadt interessiert sind, aber keinen Bezug zum Internet haben“, meint sie. Gerade die Frauen sagten oft: „Das mit dem Internet macht mein Mann.“ Diese Gruppe möchten Lampante und ihre Mitstreiterinnen ebenfalls mit dem Blog erreichen. Die Gestaltung der Website soll dabei helfen, Schwellenängste abzubauen. „Die Orientierung auf der Seite ist ganz leicht“, sagt Oswatitsch. „Wir haben viel Wert auf Klarheit und Struktur gelegt.“

Den Blog finden Sie unter:

www.berlinab50.com

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