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Am Alexanderplatz geht der Denkmalschutz um. Doch welche DDR-Bauten sollen wirklich geschützt werden? Und wie groß sind die Chancen dafür?

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Berlin Alexanderplatz: Aus DDR-Bauten mach Denkmal

Am Alexanderplatz geht der Denkmalschutz um. Doch welche DDR-Bauten sollen wirklich geschützt werden? Und wie groß sind die Chancen dafür? Ein Überblick.

Düster war es, damals in der Hauptstadt der DDR, die ganz in beige-gelbes Licht getaucht war. Nur am Alexanderplatz leuchteten Staatsbauten und Interhotel hell und kratzten am Himmel über Ost-Berlin. Modernität und Internationalität eines Regimes sollten sie symbolisieren, dessen sozialistische Lehren von großformatigen Friesen prangten. Der Landeskonservator hat sie nun wiederentdeckt, die baulichen Zeugen der großen Blockideologie des vergangenen Jahrhunderts. Wie am Dienstag berichtet, wird ein Gutachten begründen, welche der verbliebenen Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden sollen. Wie groß sind aber die Chancen der einzelnen Bauten, den Status schützenswertes Kulturgut zu erhalten? Und was könnte daran erhaltenswert sein? Ein Überblick über die wichtigsten Bauten:

1. Interhotel (heute: Park Inn Hotel)

Das Kollektiv Roland Korn, Heinz Scharlipp und Hans Erich Bogatzky baute das 108 Meter hohe „Interhotel“. 1970 eröffnete es, zum 21. Jahrestag der DDR-Gründung. Im Jahr 2005 wurde die 15 000 Quadratmeter große Glasfassade erneuert, die den Fenstern vorgehängt ist. Die 6800 Fassadenelemente sind nun verspiegelt – der Umriss des sozialistischen Handschlags in den Obergeschossen ist verschwunden.
Chancen auf Denkmalstatus: gering.

2. Haus der Elektroindustrie (heute: TLG-Bauten)

220 Meter lang, zehn Geschosse und aus Platten errichtet, beherbergte das Gebäude nach der Errichtung 1969 das DDR-Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik. Nach der Wende zog das Bundesumweltministerium ein. Im Jahr 2000 wurde die Fassade des Hauses erneuert und die Platten verschwanden hinter einer dicken Schicht Wärmedämmung.

Chancen auf Denkmalstatus: gering.

3. Haus der Presse (heute: Berliner Verlag)

Fertiggestellt 1973 nach Plänen der Architekten Karl-Ernst Swora, Rainer Hanslik und Gunter Derdau, wurde das 17 Geschosse hohe Haus der Presse in der damals modernen Stahlskelettbauweise errichtet. Das Gebäude entstand zusammen mit Interhotel, Haus des Reisens und Haus des Lehrers im Rahmen der Neugestaltung des Alexanderplatzes, die der Ostberliner Magistrat 1964 beschlossen hatte. An dem Gebäude ist ein Fries des Künstlers Willi Neubert angebracht, das wie sein Gegenstück auf dem Haus des Lehrers typisch für die Zeit ist.
Chancen auf Denkmalstatus: gut.

4. Haus des Reisens

17 Geschosse, 65 Meter hoch, eine Fassade aus Aluminium – das 1971 von Roland Korn, Johannes Briske und Roland Steiger erbaute Hochhaus gilt als wichtiges Zeugnis der internationalen Architektur der 1970er Jahre. Bis zur Wende nutzte die Hauptdirektion des „Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik“ das Gebäude sowie die „Interflug“. Die Kupferarbeiten an der östlichen Fassade („Der Mensch überwindet Zeit und Raum“) hat Künstler Walter Womacka gestaltet, der auch den Brunnen der Völkerfreundschaft und den Fries am bereits geschützten Haus des Lehrers gestaltete.

Chancen auf Denkmalstatus: sehr gut.

5. Centrum-Warenhaus (heute Galeria Kaufhof)

Das heutige Gebäude ist ein Umbau des 1970 eröffneten „ HO-Centrum-Warenhauses“. Das Architektenkollektiv Josef Kaiser und Günter Kunert hatte sich im 1964 veranstalteten Wettbewerb für die Neugestaltung des Platzes durchgesetzt mit einer Wabenfassade aus Aluminium. Diese wurde 2004 ersetzt durch eine Natursteinfassade mit Glaseinsatz.

Chancen auf Denkmalstatus: gering.

6./7. Brunnen der Völkerfreundschaft und Weltzeituhr

Sie waren und sind beliebte Treffpunkte auf dem Alexanderplatz. Den Brunnen gestaltete eine Künstlergruppe um Walter Womacka aus 17 spiralförmig angeordneten Schalen und einem breiten Rand, der als Sitzgelegenheit genutzt wird. Kupferbleche, bunte Fliesen, farbig emaillierte Platten und Glaskristalle zieren den 1970 erbauten Brunnen. Ein Jahr zuvor entstand die 16 Tonnen schwere Urania-Weltzeituhr mit den Namen von 148 Städten auf einer metallenen Rotunde. Bei der Sanierung 1997 wurden Städtenamen wie Leningrad in Sankt Petersburg und Alma Ata in Almaty aktualisiert. 20 neue Städte wurden hinzugefügt, darunter Jerusalem und Tel Aviv.

Chancen auf Denkmalstatus: sehr gut.

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