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Noch mehr Shops am Alex? Kommt nicht in die Tüte - sagen die Richter des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg.

© dpa/Kay Nietfeld

Berlin-Alexanderplatz: Gericht: Ein Bahnhof ist kein Shoppingcenter

Die Deutsche Bahn wollte am Bahnhof Alexanderplatz zwei Eingänge schließen, um weitere Läden anzusiedeln. Das Oberverwaltungsgericht hat das zurückgewiesen. Viele Bahnhöfe sind aber Shoppingcenter mit Gleisanschluss.

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg musste die Deutsche Bahn jetzt noch einmal deutlich darauf hinweisen: Ein Bahnhof ist ein Bahnhof – und kein Einkaufszentrum. Denn die Bahn war auf die Idee gekommen war, am Bahnhof Alexanderplatz zwei Eingänge zu schließen, um dort weitere Läden ansiedeln zu können. Ein Shoppingcenter mit Gleisanschluss – das ist inzwischen aus den meisten Bahnhöfen in den Städten geworden. Auf dem Land hat die Bahn ihre Stationen dagegen in der Regel einfach dicht gemacht, verkauft sie oder lässt sie verfallen.

Am Alexanderplatz haben die Richter den Expansionsdrang des Bereichs Station & Service der Deutschen Bahn nach noch mehr Gewerbeflächen nun gebremst. Nachdem das Eisenbahn-Bundesamt als Genehmigungsbehörde den Antrag abgelehnt hatte, jeweils einen der drei Zugänge von der Gontardstraße und von der Dircksenstraße zu schließen, bestätigte das OVG jetzt diesen ablehnenden Bescheid, gegen den sich die Bahn mit einer Klage gewehrt hatte.

Das Eisenbahn-Bundesamt habe zu Recht berücksichtigt, dass der stark frequentierte Bahnhof „vorrangig den Zwecken des Bahnverkehrs diene“, urteilen die Richter. Die Schließung der beiden Zugänge würden die Fußgängerströme beeinträchtigen. Das öffentliche Interesse, die Zugangssituation beizubehalten, habe ein höheres Gewicht als die wirtschaftlichen Interessen der Bahn, die Flächen in Gewerbeeinheiten umzuwandeln.

Hauptbahnhof gleich als Einkaufszentrum geplant

Die 1882 eröffnete Station war 1995 bis 1998 zu einem „Einkaufsbahnhof“ umgebaut worden. 43 Gewerbeflächen weist der Lageplan derzeit aus. Das Geschäft lohnt sich; der Bahnhof liegt bei den Besucherzahlen in der Spitzengruppe. Und die Mieteinnahmen der Bahn sind in der Regel umsatzabhängig.

Deshalb hat der Konzern auch den 2006 eröffneten Hauptbahnhof von Anfang an als Shoppingcenter mit Gleisanschluss planen lassen. Die rund 80 Geschäfte sind auf drei Etagen verteilt. Die Zugänge zu den Gleisen sind manchmal schwerer zu finden als die Läden. Vor allem die Treppen zu den äußeren Bahnsteigen im Untergeschoss sind gut versteckt angebracht. Allerdings hat der Senat den Sonntagsverkauf eingeschränkt; nur Geschäfte, die Reisebedarf anbieten, dürfen sonntags öffnen. Zu „Einkaufsbahnhöfen“ hat die Bahn auch die Stationen Lichtenberg und Ostbahnhof umgebaut.

Am Südkreuz war die Bahn zurückhaltender

Zurückhaltender war sie am zeitgleich mit dem Hauptbahnhof eröffneten Südkreuz. Die Geschäfte sind vornehmlich in den beiden Vorhallen untergebracht, die verhältnismäßig klein sind. Sie muss man aber passieren, um zu den Gleisen zu kommen. Hinzu kommen auf dem – sehr breiten – Bahnsteig der Ringbahn weitere Kioske. Sie sind aber so verteilt, dass es leicht ist, die Halle zu überblicken. Mit 20 Gewerbeeinheiten ist der nach Angaben der Bahn zweitwichtigste Bahnhof in Berlin vergleichsweise bescheiden ausgestattet – wie auch der Bahnhof Spandau mit seiner kleinen Empfangshalle. Ein Shoppingcenter hätte sich hier wegen der benachbarten Arcaden nicht gelohnt.

Wegen der Konkurrenz in der Nachbarschaft hatte die Bahn in Gesundbrunnen sogar zunächst auf den Bau eines Empfangsgebäudes verzichtet. Erst jetzt hat sie einen Neubau errichtet – mit Platz für immerhin rund ein Dutzend Mieter.

Bahnhof Zoo: Mehr Platz für Läden, weniger fürs Reisezentrum

Auch der Bahnhof Ostkreuz hat durch den derzeit laufenden Umbau eine kleine Geschäftswelt erhalten. Die Shops in der Ringbahnhalle sind allerdings so angeordnet, dass es auch dort – ähnlich wie am Hauptbahnhof – schwierig ist, die Zugänge zu den unteren Bahnsteigen auf Anhieb zu finden. Die Kästen der Geschäfte versperren den Überblick.

Mehr Platz für Läden soll es beim Umbau auch im Bahnhof Zoo geben, bei dem die Bahn ihr Reisezentrum verkleinern will. Aber immerhin denkt sie hier auch an ihre Fahrgäste: Der Weg zu den Rolltreppen auf die Bahnsteige wird nach dem Umbau leichter zu finden sein. Und Eingänge will sie nicht schließen.

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