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Ein Eindecker der BVG in Berlin. (Symbolbild)

© Soeren Stache/dpa

Exklusiv

Berlin bleibt schmutzig: Die BVG bekommt dieses Jahr 291 neue Busse – alle mit Dieselmotor

Bis 2030 sollen Berlins Busse umweltfreundlich mit Batterien fahren. Das wird teurer und schwieriger als bislang gedacht.

Seit Jahren verkünden Senat und BVG: 2030 fahren alle Busse elektrisch. „Klimaschutz ist zentrales Ziel der Mobilitätswende“, sagt Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Flapsiger formulierte es die BVG bei der Präsentation der ersten E-Busse 2019: „Alle Wege führen nach Strom.“

Ein hehres Ziel. Bislang gibt es keine Wegbeschreibung, die BVG ist noch auf der Diesel-Straße: In diesem Jahr bekommt die BVG 291 Busse. In allen 291 Bussen wird ein Dieselmotor tuckern.

Die BVG geht bei diesen Bussen von einer Nutzungsdauer von zwölf Jahren aus, dies hat sich am wirtschaftlichsten erwiesen. Ein 2021 ausgelieferter Bus muss also bis 2033 halten, eine einfache Rechnung.

Also  wird entweder das – politisch – vorgegebene Ziel „Dekarbonisierung 2030“ gerissen – oder es wird teurer. Denkbar ist: Entweder die Dieselbusse werden zu Batteriebussen umgerüstet oder sie werden verkauft. Beides kostet viel Geld. Da die BVG dem Land gehört, wird es vom Steuerzahler kommen.

Welche Summe in die Hand genommen werden müsste, darüber gibt es keine Schätzung. Dies hängt auch davon ab, ob und mit welchem Aufwand sich Dieselbusse später einmal umrüsten lassen. Dem Vernehmen nach will sich der Aufsichtsrat der BVG in seiner nächsten Sitzung mit dieser Frage beschäftigen.

Nur 137 E-Busse in Berlin

Aktuell fahren 137 Batterie-Busse in Berlin, 120 Eindecker und 17 Gelenkbusse auf der Linie 200. Die nächste Lieferung kommt im besten Fall 2022. Derzeit ist nach Informationen des Tagesspiegels noch nicht einmal die Ausschreibung für diese 90 Eindecker fertig. Diese war im vergangenen Jahr von der Gewerkschaft Verdi torpediert worden. Bislang hatte die BVG das Jahr 2021 für die Lieferung genannt.

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Die Masse des Verkehrs wird von den etwa 1400 Dieselbussen bewältigt – und daran wird sich in den kommenden Jahren nichts ändern. Das hat zwei Gründe. Erstens: Berlintaugliche Doppeldecker gibt es noch nicht mit Elektroantrieb.

Die BVG musste deshalb vor Jahren also Dieselmodelle bestellen, und zwar beim britischen Hersteller Alexander Dennis (ADL). Wie berichtet, fehlen der BVG massiv Doppeldecker, nur 200 der einst 400 fahren noch, der Rest ist Schrott.

Dieselmotor raus, Elektromotor rein?

Die erste Lieferung von 25 ADL-Doppeldeckern soll in diesem Jahr in Berlin eintreffen. Bislang gibt es zum Testen erst zwei Vorserienmodelle, eines ist auf der Linie 100 unterwegs.

Zweiter Grund: Das vierte „Los“ aus dem Vertrag mit Mercedes aus 234 Diesel-Gelenkbussen und 32 Diesel-Eindeckern wurde vor Ausrufung des 2030er-Zieles bestellt. „Danach ist der Rahmenvertrag ausgeschöpft“, sagte BVG-Sprecherin Petra Nelken.

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Was 2030 mit den Dieselfahrzeugen passiert, „ist noch nicht final entschieden“, sagte Nelken: „Eine mögliche Option wäre die Umrüstung auf einen Elektroantrieb. Hier gibt es bereits vielversprechende Lösungen, die bis 2030 möglicherweise unseren Vorgaben entsprechen könnten. Eine andere Möglichkeit wäre ein Verkauf. Das alles ist aber noch Zukunftsmusik. Bis dahin sei noch viel Zeit.“

Diese Zeit wird dringend benötigt, die Infrastruktur für E-Busse zu schaffen, also Ladesäulen und neue Betriebshöfe. Veranschlagt sind dafür etwa 700 Millionen Euro.

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