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Berlin boomt: Mehr Geburten, mehr Touristen, mehr Wohnungen

Das Amt für Statistik legt ermutigende Berlin-Zahlen vor. Der Bauindustrieverband sieht die Zukunft der Stadt optimistisch. Veranstaltungen wie Fashion week und Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen machen die Hauptstadt noch populärer.

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Berlin boomt – und das nicht nur bei Babys. Zeitgleich zum mit vier Prozent höchsten Bevölkerungszuwachs seit 1992 stiegen auch die Touristenzahlen im Mai dieses Jahres um 10,4 Prozent und die Übernachtungszahlen um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Berlin ist einfach die europäische Trendmetropole Nummer 1“, sagte der Sprecher der Tourismus- und Kongress GmbH visitberlin, Christian Tänzler, dem Tagesspiegel: „Wir haben inzwischen knapp 120 000 Betten – fast so viel wie New York – es können also noch mehr Gäste kommen“.

Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg registrierte im Mai dieses Jahres 929 000 Besucher und mehr als zwei Millionen Übernachtungen. 317 400 Gäste kamen aus dem Ausland. Hohe Zuwachsraten gab es bei Besuchern aus Großbritannien (plus 22,6 Prozent), Spanien ( plus18,4 Prozent) und der Schweiz (plus 16,5 Prozent) zu beobachten. „Das war besonders bei Spanien, das mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat, nicht zu erwarten“, sagt Tänzler. Veranstaltungen wie die derzeit laufende Fashion week oder auch die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen trügen zur weiteren Popularität der Hauptstadt bei.

3,46 Millionen Menschen leben laut Statistik ständig in Berlin, wo im vergangenen Jahr 33 400 Kinder geboren wurden, wie das Amt für Statistik ebenfalls am Freitag mitteilte. Dies sind rund 1300 Kinder oder vier Prozent mehr als 2009. Verstorben sind vergangenes Jahr rund 32 200 Berliner. Der Geburtenüberschuss von 1200 Kindern ist sogar der höchste seit 1991. 2009 wurden in Berlin nur 400 mehr Menschen geboren als starben.

Durch die höhere Geburtenzahl und vermehrte Zuzüge ist die Berliner Bevölkerungszahl 2010 bereits das sechste Jahr in Folge gewachsen – im Vergleich zum Vorjahr um 18 000 oder 0,5 Prozent Einwohner mehr: Rund 147 800 Menschen zogen zu, 131 000 Einwohner verließen die Stadt. Die meisten Zuzügler stammten aus den alten Bundesländern.

Angesichts der gestiegenen Einwohnerzahl forderte der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen vom Senat eine aktive Wohnungspolitik. Zwischen Bevölkerungszunahme und Neubau klaffe eine Lücke von fast 8000 Wohnungen, hieß es. Doch auch hier holt die Stadt auf. Ebenfalls am Freitag meldete der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg, dass die Zahl der Baugenehmigungen in der Region deutlich gestiegen sei. Besonders hohe Zuwächse würden beim Wohnungsbau verzeichnet, sagte Verbandssprecher Hans Erdmann. So habe sich in Berlin beispielsweise die Zahl der Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser in den ersten fünf Monaten dieses Jahres fast verdoppelt: Wurden von Januar bis Mai 2010 Baugenehmigungen für 763 Mehrfamilienhäuser in Berlin beantragt, so waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres schon 1434. Allerdings sei das Bauvolumen um 19 Prozent gesunken.

Der Geschäftsführer des Bauindustrieverbands Axel Wunschel wertet die größere Nachfrage nach Baugenehmigungen dennoch als gutes Zeichen. Momentan werden vor allem höherpreisige Wohnungen in Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg gebaut“, sagt er: „Aber da auch zunehmend preiswerte Wohnungen benötigt werden, wird keine Landesregierung umhin kommen, zu handeln. Das wird die Baubranche in Berlin beleben. Die Befürchtungen, dass mit dem Auslaufen der Konjunkturpakete eine Schwächephase eintritt, haben sich nicht bestätigt.“

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hat bereits angekündigt, die städtischen Wohnungsbaugesellschaften stärker zum Bau neuer Wohnungen motivieren zu wollen. Dazu würden zurzeit Gespräche geführt, erklärte Junge-Reyer auf einer Veranstaltung in der Technischen Universität. Um die Baukosten niedrig zu halten, könnten städtische Grundstücke kostenlos an die Gesellschaften abgegeben werden. Denkbar sei das etwa auf dem östlichen Tempelhofer Feld. Dort ist ein größeres Wohnquartier geplant, in direkter Nachbarschaft zum Neuköllner Schillerkiez.

Allerdings würden auch bei kostenloser Überlassung von Grundstücken Mietpreise von knapp unter zehn Euro pro Quadratmeter kalkuliert, sagte Junge-Reyer. Damit wäre finanziell klammen Berlinern kaum geholfen. Eine direkte Subventionierung von Sozialwohnungen schloss sie erneut aus. Das sei wegen der angespannten Haushaltslage nicht finanzierbar.

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