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Hier hilft nur noch schieben. Nöte eines Trabi-Fahrers, fotografiert von Harald Hauswald.

© Promo/Hauswald

Berlin-Bücher: Erinnerungen an Ost-Berlin

Das Buch "Ost-Berlin" von Harald Hauswald und Lutz Rathenow von 1987 wurde erst nach der Wende ein Bestseller. Um Texte und Fotos ergänzt wurde es neu aufgelegt.

Ein Buch wie ein Museum. Man folgt einem Text, der im wahrsten Sinne des Wortes von vorgestern ist. Hier haben sich die Zeitgeister aus den achtziger Jahren erhalten und dem Schriftsteller Lutz Rathenow über die Schulter geschaut. Als kritischer Geist wollte er seiner Metropole eine lange Reportage mit Beobachtungen aus der Hauptstadt der DDR zum 750. Geburtstag schenken, so wahr wie nötig, so kritisch wie möglich. Dazu gesellte sich Harald Hauswald, ein Fotograf ohne jede staatstragende Attitüde, dessen heute berühmte Bilder mehr zu sagen haben als endlosschleifende Geschichten aus einem verschwundenen Land. Diese beiden als Autoren eines Buches über Berlin-Ost? Da glühten die Drähte zwischen dem ZK der SED, den Zensoren und den Stasi-Sicherheitsnadeln: Von wegen! Das Buch durfte da, wo es spielt, nicht erscheinen. Ein Gutachter fand, „dass die DDR-Hauptstadt so dargestellt wird, wie sie nicht ist, aber nach dem Willen verständigungsfeindlicher Kreise gesehen werden soll“. Ost-Berlin, wo die Menschen „hoffnungslos dahinvegetieren“, wirke „ärmlich und trist“.

Das Buch erschien nur im Westen, wurde erst nach der Wende zum gesamtdeutschen Erfolg. Jetzt erschien bei Jaron die sechste Auflage, um unveröffentlichte Fotos und früher entfallene Textpassagen ergänzt. Dazu hat der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in einem Essay die Geschichte des Buches beschrieben. Spannend.

Harald Hauswald / Lutz Rathenow: Ost-Berlin. Leben vor dem Mauerfall. Jaron-Verlag. 160 S. (dt./engl.), 130 Fotos, 14,95 Euro.

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