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Die Tempelhofer Schafherde im Jahr 1932 diente der Rasenfläche und der Verdichtung des Bodens. Feste Rollbahnen gab es damals in Tempelhof noch nicht.

© nbekannter FotografuFoto: bpk/

Berlin-Bücher: Ich flieg’ auf Berlin

Ein Bildband mit historischen Fotos erzählt die Geschichte der Fliegerei in Berlin

Angenommen, das Tempelhofer Feld würde noch immer von einer Schafherde gemäht: Hätte man in diesem Dürresommer zufüttern müssen, weil der weite Wiesengrund einfach nicht mehr genügend hergab, ausreichend allenfalls für Kamele? Bis in die neunziger Jahre war diese vierbeinige Form der Bodenpflege in Tempelhof üblich. Eine traditionsreiche Methode: Das obige Foto stammt aus dem Jahr 1932.

Im öffentlichen Bewusstsein Berlins steht, soweit es die Fliegerei betrifft, deren Zukunft im Mittelpunkt, das heißt: die durch den vermurksten Flughafenneubau nicht recht in Gang kommende Zukunft. Der Bildband „Abgehoben“, dem das „Schafe vor Doppeldecker“-Foto entstammt, setzt dagegen auf deren teils glorreiche, teils traurige Historie, versucht gar „eine kleine Geschichte des Fliegens in historischen Fotos aus Berlin“ zu erzählen. Das führt zunächst von Otto Lilienthals ersten Hopsern über den Irrweg der Wasserstoff-Zeppeline bis zu den tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten, unter denen ab und zu auch nicht minder tollkühne Frauen waren.

Aller Anfang ist schwer. Tempelhof 1923
Aller Anfang ist schwer. Tempelhof 1923

© bpk/unbekannter Fotograf

Der Krieg war hier zwar nicht der Vater aller, aber doch fast aller Dinge, nahm doch die Fliegerei, über Berlin und anderswo, ab 1914 einen enormen Aufschwung – vier Jahre lang, dann wurde Johannisthal, Berlins erster Flugplatz, zur Abwrackwerft für die Ein-, Doppel- und Dreidecker der fliegenden Truppe. Knapp drei Jahrzehnte später sah es in Tempelhof ähnlich aus, nur waren es jetzt die dort gefertigten Jagdflugzeuge Hermann Görings, die zerstört auf dem Flugfeld herumlagen.

Blick aus dem Kontrollturm, Schönefeld 1957
Blick aus dem Kontrollturm, Schönefeld 1957

© bpk / Herbert Fiebig

Eingeleitet wird das Buch durch eine nur wenige Seiten umfassende, doch spannend zu lesende Einführung ins Thema, gegliedert nach den zentralen Orten der Berliner Fliegerei, von Johannisthal über Staaken, Tempelhof, Gatow und Tegel bis zu Schönefeld, mit einem Extraschlenker zur Luftbrücke und einem Blick auf die Lage am BER. Durch die Bilder entfaltet sich nicht allein Berliner Technik-, sondern ebenso Bau-, Sozial-, Politik- und auch Kulturgeschichte. Dieser Flugreisende, der da im Spätsommer 1965 in Tempelhof die Gangway herunterkommt – ist das nicht ...? Tatsächlich: Charlie Watts, dahinter die übrigen Stones, auf dem Weg zum Krawall-Konzert in der Waldbühne.

Abgehoben. Eine kleine Geschichte des Fliegens in historischen Fotos aus Berlin. (Hrsg. und mit einem Text von Boris von Brauchitsch, in Zusammenarbeit mit der bpk-Bildagentur.) Edition Braus, Berlin. 132 Seiten, 190 Abbildungen, 24,95 Euro (www.editionbraus.de)
Abgehoben. Eine kleine Geschichte des Fliegens in historischen Fotos aus Berlin. (Hrsg. und mit einem Text von Boris von Brauchitsch, in Zusammenarbeit mit der bpk-Bildagentur.) Edition Braus, Berlin. 132 Seiten, 190 Abbildungen, 24,95 Euro (www.editionbraus.de)

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