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Der Zoo Berlin trauert um die Asiatische Elefantenkuh Tanja.

© Olaf Wagner

Berlin-Charlottenburg: Der älteste Elefant im Zoo ist tot

Tanja lebt nicht mehr, es ging ihr schlecht, schlafen konnte sie nur im Stehen. Ein Rückblick auf ein Elefanten-Leben.

Elefanten haben gelegentlich eine fatale Vorliebe fürs Militärische, das wissen wir spätestens seit der von Colonel Hathi angeführten Dschungelpatrouille. Ein an sich harmloser Tick, verglichen mit dem rabiaten Verhalten realer Rüsselträger im Berliner Zoo.

Zum Beispiel Salim: Ramponierte ständig sein Gehege, drangsalierte die ihm zugeführte Elefantenkuh Mondula so sehr, dass sie schließlich verendete, bewarf vor allem ältere Zoobesucher und Kinder, ja selbst ihm vertraute Wärter mit Sand und Steinen, übrigens bei großer Treffsicherheit. Im Juni 1975 wurde der Bulle, der offensichtlich an einem Lagerkoller litt, daher eingeschläfert.

Jahrzehntelang führte sie die Herde als Leitkuh an

Oder auch Siam, 1947 eines natürlichen Todes gestorben, 14 Jahre zuvor aus dem Zirkus Krone in den Zoo gekommen und dort der einzige Elefant, der den Bombenkrieg überlebte. Er galt als heimtückisch und aggressiv, nicht mal sein langjähriger Wärter traute sich an ihn heran. Zugleich war er aber auch sehr scheu, drückte sich vor dem Gebell eines kleinen Hundes ängstlich in eine Ecke. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte man vielleicht von einer posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen.

Verglichen mit solchen Problembullen war Tanja geradezu pflegeleicht. Tanja, die etwa 54-jährige Asiatische Elefantenkuh, der älteste Elefant in Berlin, dessen Ableben der Zoo am Mittwoch melden musste. Auch sie starb keines natürlichen Todes, wurde eingeschläfert, freilich nicht, weil sie wie Salim zur Gefahr geworden war, vielmehr als Akt der Gnade und in Abstimmung mit dem zuständigen Veterinäramt und dem Institut für Tierschutz der FU. Tanja war es zuletzt altersbedingt immer schlechter gegangen. Schlafen konnte sie seit zwei Jahren nur noch im Stehen, was man ihr durch einen Sandhaufen und andere Hilfsmittel im Stall zu erleichtern suchte. Zuletzt ging es dem Tier wegen seiner Arthrose so schlecht, dass es den Stall gar nicht mehr verließ, abmagerte, nur noch schlecht sah und immer schwächer wurde. In ihren letzten Tagen isolierte Tanja sich vom Rest der Herde, die sie als Leitkuh seit Jahrzehnten angeführt hatte.

Wie alt genau sie war, vermochte niemand zu sagen

Auch sie war vom Zirkus Krone in den Berliner Zoo gekommen, integrierte sich dort schnell. Wie alt genau sie war, vermochte niemand zu sagen: Sie war noch in freier Wildbahn geboren worden. Die Entscheidung, sie einzuschläfern, sei nicht leicht gefallen, ließ Zoo- und Tierparkchef Andreas Knieriem wissen. Doch zu einer verantwortungsvollen Tierhaltung gehöre auch, den Schützlingen unnötiges Leid zu ersparen. Nun leben noch sechs Asiatische Elefanten im Zoo, fünf Kühe und ein Bulle.

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