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Berlin: Berlin feiert die Weltmeister der Herzen

Die Fans jubelten noch einmal mit ihrer Elf. Und heute kommen die Spieler selbst auf die Meile

Es wurde genau die Party, die erhofft, und von den meisten wohl auch erwartet worden war. Da war zwar kurz vor Spielbeginn noch ein rascher Schauer niedergegangen, aber was sollte an diesem Abend denn schief gehen? Rechtzeitig zum Anpfiff klarte sich der Himmel auf über den hunderttausenden Fans, die auch das letzte Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei dieser WM auf dem 17. Juni bejubeln wollten. Die die Spieler und sich selbst feiern wollten und die Hymne schon mitsangen, als sie noch an der Einlasskontrolle standen.

Knapp eine Million Menschen hätten sich über den Tag verteilt auf der Meile aufgehalten, hieß es von den Veranstaltern. Damit war es deutlich voller als noch beim Halbfinale gegen Italien – doch die Stimmung war bei weitem nicht so angespannt wie in den entscheidenden Gruppen- und Ausscheidungsspielen. So sehr wichtig nahmen die Fans dieses kleine Finale um den dritten Platz anfangs wohl nicht. Es wurde weniger gebrüllt, weniger angefeuert und weniger erschreckt aufgeschrien – obwohl es angesichts des lebhaften Spiels dafür Anlässe genug gegeben hätte.

Doch dann kam die 56. Minute, es fiel das 1:0, und kurz darauf in der 61. das 2:0. Jetzt war das Fest nicht mehr entspannt – sondern außer Rand und Band. Die Berliner jubelten, feierten – „Olli, Olli!“ – den Torwart der Bayern, schwenkten ihre Fahnen in Freude und Stolz, und eine Party begann, die bis spät in die Nacht andauern sollte. Ab dem 3:0 in der 78. Minute fanden die Sprechchöre endgültig keinen Pause mehr, den Treffer der Portugiesen hin oder her. Zum Schluss hieß es nur noch „So sehen Sieger aus!“

Und direkt nach dem Abpfiff formierte sich auf dem Ku’damm der Autokorso, starteten überall in der Stadt die Wagen mit den schwarz-rot-goldenen Wimpeln und fuhren hupend über die Straßen. Die Berliner feierten den Sieg im „kleinen Finale“ und den tollen Auftritt der deutschen Mannschaft.

Morgen werden die Fans ihren Helden dann unmittelbar zujubeln können: Die Nationalspieler wollen sich auf der Meile für die Unterstützung während der WM bedanken. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) haben ihr Erscheinen angekündigt. Und damit die Fans auch ein bisschen tanzen und feiern können, geben die Sportfreunde Stiller und Xavier Naidoo ein kleines Konzert (siehe Kasten unten).

Das Wetter soll diesmal mitspielen, anders als am Freitag, als das Musikfestival des Fußballweltverbandes Fifa wegen des Unwetters abgesagt werden musste. Eigentlich sollten Bands wie „Wir sind Helden“, die Fantastischen oder Sean Paul auftreten und unter dem Motto „Africa’s calling“ eine symbolische Brücke nach Südafrika schlagen. Dort findet 2010 die nächste Fußball-WM statt.

Morgen werden ein letztes Mal Hunderttausende Fans auf der Meile erwartet, wenn Italien und Frankreich den Weltmeister ausspielen. Danach beginnen auf der Straße des 17. Juni die Abbauarbeiten. Freigegeben wird die Straße für den Verkehr jedoch erst in einer Woche, am 16. Juli. Denn am nächsten Sonnabend findet hier die Love Parade statt. Dann wird die Straße bis zum Ernst-Reuter-Platz gesperrt. Aber daran dachte gestern Abend wirklich niemand.

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