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Berlin-Grunewald: Ein Feinkostladen für Hunde

Rind, Putenbrust, dazu Möhren, Brokkoli und Nudeln: Die 250-Gramm-Portion kostet drei Euro - für Hunde. Zu Besuch in einem recht speziellen Delikatessengeschäft am Roseneck.

Dass dieses Haustiergeschäft ziemlich speziell ist, zeigt schon das Emblem über der Eingangstür: Da hebt ein Hund die Speiseglocke über einem Napf, vor dem eine Katze hockt. „Pets Deli“ - Delikatessen für Haustiere - heißt der Laden im Berliner Stadtteil Grunewald, nahe Roseneck. Mit seiner dunkelblauen Fassade und den spiegelblanken Fenstern mutet er wie eine moderne Snackbar für Zweibeiner an, doch hier wird serviert, was Hunde und Katzen lieben - und was sie gesund machen soll. Der empfindliche Magen von Lilly, dem kanadischen Labrador von Ladenbesitzer David Spanier, brachte den 31-Jährigen auf die Geschäftsidee. „Industrienahrung ist schlecht für Tiere“, sagt er. Es sei, als ginge ein Mensch jeden Tag in Schnellrestaurants. „Das schmeckt vielleicht, aber es ist nicht gut für die Gesundheit.“ Seinem Hund gehe es viel besser, seit er gezielt ernährt werde, sagt Spanier. Von seinem Wissen sollen jetzt mehr Tierliebhaber profitieren.

Eine schwarze Tafel hinter der Theke des Ladens listet die Köstlichkeiten des Tages auf: Rind, Hühnerbrust, Putenbrust, Möhren, Brokkoli, Beerenmix, dazu Reis, Nudeln und Mixflocken. Eine 250 Gramm-Portion der frisch zubereiteten Speisen kostet drei Euro und ernährt „kleine Hunde“, wie das Geschäft empfiehlt.

Die doppelte Größe kostet sechs Euro und ist für „große“ Tiere. Eine 100 Gramm-Tüte Kekse schlägt mit 4,50 Euro zu Buche, 50 Gramm Kräuter, wie Kamille oder Brennnessel, gibt es für drei bis vier Euro.

Den Speiseplan gestaltet die Expertin für Tierernährung, Katharina Warkalla, die zugleich Geschäftsführerin von „Pets Deli“ ist. „Unsere Menüs können auch tiefgefroren erworben werden“, sagt sie. Das sei besonders für Tiere zu empfehlen, die eine Diät einhalten müssen, weil Herrchen oder Frauchen so immer das Passende zu Hause habe. „Das Fleisch hat eine so gute Qualität, dass es problemlos auch von Menschen konsumiert werden könnte“, sagt Spanier.

Die Exklusivität des Geschäfts hat bereits Kritiker auf den Plan gerufen. Es könnte ja der Eindruck entstehen, dass für Tiere mehr Geld ausgegeben werde als für Kinder. Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Rudi Tarneden, betonte in Bonn: „Kinder brauchen keine Delikatessen, um zu überleben und sich gut zu entwickeln.“ Es koste 36 Euro, ein akut mangelernährtes Kind mit lebensrettender Erdnusspaste einen Monat lang wieder aufzupäppeln. David Spanier will diese Kritik nicht stehen lassen. Immerhin arbeite Pets Deli bei der Produktion der Futterpäckchen mit einem Projekt für psychisch Kranke in Marzahn zusammen. Und die Nahrung diene dem Wohl der Tiere.

Damit diese schon beim Einkauf des Edelfutters im Laden auf ihre Kosten kommen, hat Spanier mehrere Fressnäpfe aufgestellt, aus denen direkt gekostet werden kann. Außerdem hat er mehrere Holzkloben postiert, die nach seiner Aussage aus dem Viertel rund ums Geschäft stammen. Die dort hinterlassenen Duftmarken sollen den Tieren ein heimisches Gefühl vermitteln. (AFP)

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