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Berlin: „Berlin hat eine Farbe weniger“

Viele Kollegen können es immer noch nicht fassen. Günter Pfitzmann ist tot. Erinnerungen von Freunden

„Der berlinischste Schauspieler“, „ein Stück Berlin“ – die Bezeichnungen für Günter Pfitzmann überschlagen sich geradezu. „Macht nicht so viel Ruß“, würde der Schauspieler jetzt vielleicht schnoddern, auf sein geliebtes Berlin herab, dass seit Freitag um ihn trauert.

„,Pfitze‘, das war einer von uns“ heißt es im Beileidsschreiben des Regierenden Bürgermeisters. Als einen „großen Volksschauspieler, ein Berliner Original im besten Sinne“, würdigt Klaus Wowereit den in der Nacht zum Freitag an Herzversagen verstorbenen 79jährigen Schauspieler.

Als „Berliner mit Herz und Schnauze“ sieht ihn der Bundeskanzler. In seinem Beileidsschreiben erinnert sich Gerhard Schröder persönlich vor allem an Pfitzmanns Rollen in den Antikriegsfilmen der 50er Jahre: „Hunde, wollt ihr ewig leben?“ und „Die Brücke“. Überzeugend habe Pfitzmann in diesen Filmen dargestellt, was Krieg für die Menschen wirklich bedeutet.

Brigitte Grothum kann es immer noch nicht fassen, dass ihr Kollege und auch privat enger Freund nicht mehr da ist. „Es war, als seien wir verwandt.“ Aus ihrem Tournee-Ort Essen versuchte sie zu erfahren, wann und wo „Pfitze“ zur letzten Ruhe gebettet wird.

Aber auch Intendant Jürgen Wölffer vom Kurfürstendamm konnte ihr das nicht sagen, obwohl „Pfitze“ dem Boulevardtheater immer die Treue gehalten hatte. „Wenn wir Schwierigkeiten hatten, sagte er auch mal seine Fernseharbeit ab, um uns zu helfen“, erinnert sich Wölffer. Ein Mal stand er selbst mit Pfitzmann auf der Bühne. Das war 1965, erinnert sich der Intendant, als er noch Schauspieler im eigenen Theater war. Mit Günter Pfitzmann trat er damals in der „Kaktusblüte“ auf – „ein Jahr lang täglich, nur am Heiligabend nicht“.

Anita Kupsch mochte Lilo Pfitzmann noch nicht anrufen. „Sie muss doch erst mal zur Ruhe kommen“, sagte die blonde Schauspielerin. Als Sprechstundenhilfe Gabi hatte sie ihrem Doktor Brockmann alias Günter Pfitzmann zehn Jahre in der „Praxis Bülowbogen“ treulich zur Seite gestanden. „Seinen plötzlichen Tod verstehe ich überhaupt nicht“, sagte sie gestern, „drei Bypässe verschlossen, und dabei war er doch erst noch auf Sylt.“

Nein, geraucht habe Pfitzmann seit der Bypasslegung 1986 nicht mehr und vorher auch nicht so dramatisch viel. „Da kenne ich andere. Mein Vater hat bis zum Schluss mit 89 geraucht, auch noch Rothändle“, sagt Anita Kupsch zum Tod des Kollegen und Freundes. Für alle sei er überraschend gekommen und Berlin habe nun eine Farbe weniger. „Jetzt ist alles grau in grau.“

Wo Günter Pfitzmann seine letzte Ruhe finden wird, stand gestern noch nicht fest. „Bitte gedulden Sie sich bis zum Montag“, bat die Familie gestern aus dem Trauerhaus. „Er kommt bestimmt zu mir“, war der Friedhofsgärtner Markus Simon zuversichtlich, „auf den Waldfriedhof Zehlendorf liegt die Kultur, die Wirtschaft am Hüttenweg.“ hema

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