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Berlin-Höhenschönhausen: Reiprich: Falsches DDR-Verständnis bei Westdeutschen

Der stellvertretende Direktor der Gedenkstätte für die Stasi-Opfer in Berlin-Höhenschönhausen, Siegfried Reiprich, beobachtet zunehmende Sympathien vieler Westdeutscher für die DDR. Die vermeintlich linken Westdeutschen täten so, "als seien die Altkader die wahren Ossis", kritisiert er.

Mit größerem Abstand zur friedlichen Revolution 1989 schlügen sich viele Bürger der alten Bundesrepublik lieber auf die Seite der Täter der SED-Diktatur als auf die der Opfer, sagte Reiprich. Das zeigten auch die Reaktionen auf eine in Lichtenberg eröffnete Kneipe unter dem Namen "Zur Firma", die kritiklos mit der Stasi-Geschichte in der DDR umgeht. Dort können sich Gäste beispielsweise zum Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) ernennen lassen.

Reiprich beklagte ein teilweises Versagen der Politik und eine "intellektuelle und moralische Immunschwäche der Gesellschaft gegenüber totalitärem Denken". Es gehe nicht mehr darum, "Wehret den Anfängen" zu rufen, vielmehr sei man "mittendrin in einem Prozess der Infragestellung der Demokratie und der Errungenschaften der friedlichen Revolution". In Westdeutschland werde die DDR-Geschichte häufig als ostdeutsche Regionalgeschichte missverstanden, sagte der ehemalige Dissident.

Reiprich fügte hinzu, er frage sich, wer schlimmer sei: "Die Täter und Mitläufer der SED-Diktatur mit ihrer menschlich verständlichen Aufarbeitungsphobie oder jene vermeintlich linken Westdeutschen, die uns vor 1989 jede Solidarität verweigerten." Diese täten so, "als seien die Altkader die wahren Ossis", deren Gefühle man nicht verletzen dürfe und träten so den Opfern in die Seele. (imo/ddp)

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