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Berlin: Berlin ignoriert Vorgaben für WM Das neue Zugangssystem zum Olympiastadion: Heute sollte es Hertha testen – aber es gibt Probleme

Seit Wochen sind die vielen Drehkreuze an den Kassenhäuschen des Olympiastadions verankert. Eigentlich sollte das neue elektronische Zugangssystem am heutigen Nachmittag in Betrieb gehen, wenn Hertha BSC sein erstes Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt austrägt.

Seit Wochen sind die vielen Drehkreuze an den Kassenhäuschen des Olympiastadions verankert. Eigentlich sollte das neue elektronische Zugangssystem am heutigen Nachmittag in Betrieb gehen, wenn Hertha BSC sein erstes Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt austrägt. Doch daraus wird nun nichts. „Wir testen das System erst zum Pokalendspiel“, sagt Stadionmanager Peter von Löbbecke.

Das Finale des DFB-Pokals findet jedoch erst im April 2006 statt und somit fünf Wochen vor der Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft im Olympiastadion. Berlin wird somit gegen die Vorgaben des Weltverbandes Fifa verstoßen. Im internen WM-Pflichtenheft der Fifa, das dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es, dass „grundsätzlich das elektronische Zutrittskontrollsystem spätestens Ende 2004 im laufenden Spielbetrieb eingesetzt werden sollte“. Wegen der Insolvenz der Firma Walter-Bau, die das Stadion sanierte, wurde der Termin um ein halbes Jahr verschoben.

Dass Stadionmanager Peter von Löbbecke das System erst im April 2006 einsetzen will, verwundert WM-Sicherheitskräfte. „Wir müssen mit Kinderkrankheiten rechnen“, heißt es. Mehr als 100 Drehkreuze wurden an den Kassenhäuschen installiert. Die Karten sollten nicht mehr abgerissen, sondern wie an einer Supermarktkasse vor ein Lesegerät gehalten werden. Ist das Ticket gültig, springt eine Ampel am Drehkreuz von Rot auf Grün, die Sperre ist dann passierbar. So weit die Theorie.

Der Senat hat für den Bau die Firma Interflex beauftragt. Auch diese warnt davor, das System auf den letzten Drücker zu testen. Das haben auch die Ereignisse vor einer Woche in Hannover gezeigt. Dessen WM-Stadion wurde ebenfalls von Interflex ausgerüstet. Hier „kam es wiederholt zu Ausfällen von Drehsperren“, so die Stadionbetreiber. Augenzeugen berichten von „Szenen wie im Bürgerkrieg“. Es gab Prügeleien an den Kassen, weil Fans mit den neuen Karten nicht hineinkamen. Der Berliner Senat hat nun eine „lückenlose Aufklärung“ der Vorfälle gefordert und „notfalls eine Optimierung im Olympiastadion“, sagt eine Sprecherin.

Die Ursache für die Probleme in Hannover sei gewesen, dass viele Fans mit ihren Tickets vor falschen Eingängen gestanden hätten, sagt der Hersteller. Die Drehkreuze mussten schließlich heruntergeklappt werden, weil sich vor den Kassen die Besucher stauten. Es wäre „unverantwortlich“, wenn sich das gleiche Szenario bei der WM abspielte, nur weil man nicht vorher testet, sagen Stadionkenner.

Hertha BSC weist jede Schuld von sich. „Wir haben elektronische Tickets. Aber wir können sie erst nutzen, wenn das neue System eingeschaltet ist“, sagt Ticketchef Nils Schumann. Heute werden Abrisskarten genutzt. Stadionmanager von Löbbecke sagt, die Termine seien abgesprochen. Der Senat zeigt sich verwundert und kündigt die Inbetriebnahme „zum zweiten Heimspiel“ am 11. September an.

André Görke

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