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Mobilmachung im August 1914 in Berlin: Menschen Unter den Linden in Berlin greifen nach den Extrablättern, die den Ausbruch des Krieges bekanntgeben.

© dpa

Berlin im Ersten Weltkrieg: Eine Video-Bustour führt durch das kaiserliche Berlin

Wie war das vor hundert Jahren, als in Berlin die Kriegsbegeisterung ausbrach? Auf einer multimedialen Stradtrundfahrt werden die historischen Schauplätze mit Bild und Ton wieder zum Leben erweckt.

Inbrünstig singen die Berliner den Choral von Leuthen: „Nun danket alle Gott, mit Herzen, Mund und Händen“.

Dann spricht Wilhelm II. mit markiger Stimme und lyrischem Sound:  „Es muss das Schwert nun entscheiden. Auf zu den Waffen! Jedes Schwanken und Zögern ist Verrat am Vaterlande. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Ross!“

Es ist der Sommer vor 100 Jahren. August 1914. Mobilmachung für einen Krieg, von dem keiner weiß, warum und weshalb.

Trotzdem jubeln die Leute in der Metropole, und dieser Hurra-Patriotismus ist uns, mit dem Wissen um das traurige Ende der ganzen Chose, so fremd und fern wie der Mond. Wir verstehen einfach nicht, was unsere Groß- und Urgroßväter veranlasst hat, mit Begeisterung in den Tod zu ziehen.

Heute sitzen wir hoch und trocken in einem modernen Bus, mehrere Monitore zeigen, wie das damals aussah im kaiserlichen Berlin.

Bild und Ton von anno Tobak und die nüchterne und friedliche Gegenwart hinter den großen Scheiben vermischen sich auf merkwürdige Weise: Während der Kaiser spricht, fahren wir am Schloss vorbei, also am Wiederaufbau einer monarchischen Betonhülle, und so geht das weiter, quer durch die Stadt.

„Wir wollen den Ersten Weltkrieg sinnlich erfahrbar und die Schichten der Historie sichtbar machen“, sagt der Geschichtsbegleiter Alexander Vogel von der Firma Video-Bustour.

Die multimediale Stadtrundfahrt führt zu jenen Straßen, Plätzen und Gebäuden, wo vor 100 Jahren Geschichte gemacht wurde, also von den „Linden“ bis zur Siegessäule, die damals, mickrig klein, vor dem Reichstag stand.

Hier wurde 1918 vom Fenster der Bibliothek aus die freie Republik ausgerufen (O-Ton Philipp Scheidemann), vom Schloss aus die sozialistische (Karl Liebknecht). Das Portal bleibt heute, wo es ist: im modernen Staatsratsgebäude, das unter Denkmalschutz steht.

Zwei Stunden kurvt der Bus durch die Innenstadt, man staunt über die große Zahl der Orte an der „Heimatfront“, die, fern der Schlachtfelder, mit dem 1. Weltkrieg zusammenhängen: Landwehrkanal und Rosa Luxemburg; Poststraße 5 als Zentraldepot für Liebesgaben für die Frontsoldaten und die ihrer Ernährer beraubten Familien; Reichsbank und Kriegsanleihen; „Kohlrübenwinter“ 1917/18 und kleinste Lebensmittelrationen der hungernden Frauen und Kinder.

Statt der Steine sprechen hier Monitore und Moderatoren, und an der einstigen Chirurgie der Charité in der Ziegelstraße erinnert die Tour an August Bier, der die nutzlosen Pickelhauben durch eine angemessenere Kopfbedeckung ersetzte – er hatte den Stahlhelm erfunden.

Die Tour zum 1. Weltkrieg gibt es ab Unter den Linden 40 am 28. Juni, dem Jahrestag des Sarajevo-Attentats (ab 13.30 Uhr), sowie am Wochenende der Mobilmachung (1. bis 3. August). Anmeldungen unter kontakt@videobustour.de oder Telefon 030-44024450.

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