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Die Füße im kühlen Wasser baumeln lassen? Für manche Berliner ist das leider nicht drin...

© dpa

Berlin im Sommer: Sonderschicht statt Sonnenbad

Bademeister, Eisverkäufer, Stadtführer: Manche Berliner müssen bei der Hitze besonders hart arbeiten - damit andere es schön haben. Wir stellen vier von ihnen vor.

Morgens, zehn Uhr, in der Jungfernheide. Eine Schlange reiht sich vom Einlasstor bis zum Parkplatz, Kühltaschen stoßen an Picknickkörbe, Eltern beruhigen ihre zappeligen Kinder. Sie sind früh dran, pünktlich zur Öffnungszeit des Strandbads. Die Angestellten warten bereits auf sie: Zwei Kassen sind geöffnet, ein Mitarbeiter gibt Liegestühle aus, der Schweiß glänzt auf seinem Nacken. Leichter Pommesduft weht durch die Luft, denn die Fritteusen laufen langsam warm, um die hungrigen Schwimmer später zu füttern. Doch niemand war früher hier als Axel Gleimann.

Der Betreiber des Bads schläft im Sommer sogar auf dem Gelände. Oft ist er schon um sechs Uhr morgens auf den Beinen. „Dann ist es so schön idyllisch hier“, sagt er. Handschütteln geht gerade nicht, die ist vom Aufräumen noch dreckig. „Morgens ist es hier immer etwas stressig“, sagt der 42-Jährige, der das Bad seit sechs Jahren betreibt. Seine Arbeitszeiten? „Immer dann, wenn ich nicht schlafe.“ Abends um 20 Uhr schließt das Bad, an guten Tagen auch erst um 21 Uhr. Dann haben bis zu 2500 Gäste den Tag dort mit Planschen, Baden, Essen und Spielen verbracht. Bis 22 Uhr wird noch der Strand geharkt und die Wasserkante gesäubert. Denn am nächsten Tag stehen die Leute wieder Schlange.

Axel Gleimann, Bademeister
Axel Gleimann, Bademeister

© Nantke Garrelts

Lange Schlangen in der Eisdiele

Derweil ist es bei Melanie Kujon noch ruhig. Sie öffnet die Zweitfiliale von „Der Eisladen“ in der Luisenstraße in Mitte erst um elf Uhr morgens. Dem Wochenende sieht sie gelassen entgegen. „Montags bis freitags ist es extrem voll, dann kommen die ganzen Angestellten in ihrer Mittagspause, da müssen wir die Schlange natürlich möglichst schnell abarbeiten.“ Vor allem die Mitarbeiter der Charité besuchen die Eisdiele. „Die holen Eis in Massen und tragen das dann direkt über die Straße“, erzählt Kujon. Am Wochenende sind es eher Touristen, die meist in Gruppen kommen und sich auch mal zu gemütlichem Eisbecherschlemmen niederlassen.

Um 19 Uhr ist Schluss, dann muss sie allerdings noch alles gründlich saubermachen. In diesem Takt wird es für Kujon bis Oktober weitergehen. Nun muss sie aber schnell weitermachen. Denn schon stehen die ersten Kunden an der Scheibe, um sich eine fruchtige Abkühlung zu holen.

Melanie Kujon, Eisverkäuferin.
Melanie Kujon, Eisverkäuferin.

© Georg Moritz

Stadtführungen bei tropischer Hitze

Während einige schon die erste Pause vom Pflastertreten einlegen, geht es bei Jamin erst richtig los. Der 28-Jährige ist Stadtführer und gerade auf dem Weg zur East Side Gallery, denn gleich beginnt seine „Alternative Tour“. Die Hitze macht ihm überhaupt nichts aus, er ist daran gewöhnt. „Ich komme aus Australien, deswegen finde ich die Wärme hier nicht so dramatisch“, sagt er. Seit einigen Monaten ist Hochsaison für ihn, die letzten neun Tage hat er durchgearbeitet. Wie auch Schwimmbäder und viele Gastronomiebetriebe muss er versuchen, jetzt möglichst viele Einnahmen zu machen, um die laue Wintersaison zu überbrücken. „Ich versuche, das Beste aus der Sommersaison zu machen“, sagt er.

Bis zu 30 Besucher führt er pro Führung durch Berlins alternative Hotspots, je nach Wetter dauert die Tour anderthalb bis zweieinhalb Stunden. „Ich plane immer eine Pause im Park ein, und bei heißem Wetter suche ich einen hübschen Platz am Kanal, wo die Leute dann auch gerne reinspringen und sich erfrischen können.“ Er freut sich, dass er Menschen aus aller Welt etwas von Berlin zeigen kann. Manchmal bekommt er im Austausch von seinen Kunden Geschichten aus aller Welt bei einem Bier nach der Tour zu hören. „Darum geht es doch in Berlin: Sei da und genieß es.“

Ali Duymaz, Fahrradmechaniker
Ali Duymaz, Fahrradmechaniker

© Nantke Garrelts

Viele Radler wollen ihr Rad warten lassen

Ganz so entspannt geht es bei Ali Duymaz gerade nicht zu: 50 Fahrräder stehen in mehreren Reihen hintereinander in seinem Laden, sie alle wollen repariert werden. Dabei sind heute nur ein Mechaniker und Duymaz im Laden und ständig kommen neue Kunden, wollen ihr Fahrrad überholt haben oder neue Teile kaufen. „Normalerweise wird es in den Ferien ruhiger, aber vielleicht haben die Leute kein Geld und fahren dieses Jahr nicht weg“, vermutet der 30-Jährige, dem die Fahrradwerkstatt und der Verleihbetrieb „Fit Fahrradladen“ in der Moabiter Stromstraße gehört.

Der Sommer ist ohnehin Hochsaison, viele Sommerradler wollen ihr Fahrrad warten lassen, geplatzte Schläuche sind die häufigste Reparatur. Eigentlich sei es bei ihm wie beim Eisladen, schmunzelt Duymaz. „Mein Vater haut im Sommer immer ab, der kommt dann im Winter wieder, wenn wir im Keller neue Räder aufbauen“, erzählt er. Bis dahin schiebt der Sohn Zehnstundentage. Zu viel werden ihm Fahrräder aber nicht. Sonntags ist der Laden geschlossen. „Dann machen wir immer eine Tour mit den Mechanikern“.

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