zum Hauptinhalt

Berlin: Berlin in der Krise: Der Verteidiger liebt geschmackvolle Einrichtung, der Angreifer spielt Golf in Dubai

SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit war der Erste in der Führungsriege der Sozialdemokraten, der das Wort "Neuwahlen" ausgesprochen hat. Behutsam hat der Fraktionschef das Koalitionsrad seit Beginn der Krise weiter gedreht und darauf geachtet, dass sich Fraktion, die Partei und SPD-Senatoren im gleichen Takt bewegten.

Von Sabine Beikler

SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit war der Erste in der Führungsriege der Sozialdemokraten, der das Wort "Neuwahlen" ausgesprochen hat. Behutsam hat der Fraktionschef das Koalitionsrad seit Beginn der Krise weiter gedreht und darauf geachtet, dass sich Fraktion, die Partei und SPD-Senatoren im gleichen Takt bewegten. "Nur nicht die Nerven verlieren", lautete seine Parole an die Parteifreunde. Wowereit gilt als Taktiker. "Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, sollte darauf achten, dass unten ein Sprungtuch gespannt ist." Mit dem Sprung aus der Koalition zeigen die SPD und ihr Spitzenkandidat viel Mut, den sie jetzt unter Beweis stellen müssen.

Zum Thema Online Spezial: Das Ende der Großen Koalition Anfang vom Ende: Die Finanzkrise in Berlin TED: Regierungsbeteiligung der PDS vorstellbar? Fototour: Die Bilder der Krise Der gebürtige Berliner gehört mit seinen 47 Jahren zu einer Politikergeneration, die dem Mauerfall entwachsen ist. Er trat aus Sympathie für Willy Brandt mit 18 Jahren in die SPD ein und absolvierte die innerparteilich Ochsentour: stellvertretender Kreisvorsitzender, Bezirksverordneter und Fraktionschef in der Tempelhofer BVV. Elf Jahre war der Jurist Stadtrat. Seit 1995 ist er Mitglied im Abgeordnetenhaus. Nach seinem Einzug ins Parlament wurde er sofort zum Fraktionsvize und haushaltspolitischen Sprecher gewählt. Die SPD-Fraktion führt er seit Dezember 1999.

Klaus Wowereit machen die Politik und das Leben Spaß. Er spielt Golf, sogar im Urlaub in Dubai, geht gern ins Theater, ist ein leidenschaftlicher Koch und hortet gute französische Weine. Selbst nach langem Arbeitstag sieht er immer wie frisch aus dem Ei gepellt aus.

Sein Kontrahent heißt Frank Steffel. Der 35-Jährige Jungunternehmer wurde erst Mitte Mai nach dem Rücktritt von Klaus Landowsky zum Fraktionschef gewählt. Auch er ist gebürtiger Berliner und ein politischer Blitzstarter: Mit 16 wurde er Mitglied in der Jungen Union, seit 1991 ist er Abgeordneter. 1999 wurde er zuerst Vize-Fraktionschef, wenig später auch stellvertretender Landesvorsitzender.

Steffel ist ein Mann mit smartem Lächeln, lockerem Auftreten und gepflegtem Stil. Er spielt auch begeistert Golf und sagt, dass sein Handicap besser als das von Wowereit sei. Sein SPD-Kontrahent hat einmal darauf erwidert, er habe nicht so viel Zeit, sein Handicap zu verbessern.

Steffel ist promovierter Diplomkaufmann und hat eine Großhandelsfirma für Raumausstattung mit 300 Mitarbeitern. Seine Freunde halten ihn für einen Generalisten, seine Gegner für selbstgefällig und arrogant. Dem politischen Ziehsohn von Landowsky wird zugetraut, dass er Wähler für sich einnimmt. Steffel sagt von sich, dass er aus "Leidenschaft und Idealismus" die Politik als Hobby betreibe. Auf dem Weg ganz nach vorne hat er sich gemausert: vom tiefschwarzen Jungunionisten zum flexiblen Regierungspolitiker. Kurz vor seiner Wahl zum Fraktionschef sagte er, seine Beziehung zu Klaus Wowereit sei unbelastet. "Das ist sicher ein Typ, mit dem man auskommen kann." Jetzt hört man von ihm andere Worte. Er sei von Wowereit "menschlich enttäuscht" und warf ihm "Wählerbetrug" vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false