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Berlin: Berlin in der Krise: Gysi wartet ab, Diepgen denkt nach, Wowereit tritt an

"Ich beteilige mich nicht an Illusionen. Wenn, dann sollte man doch ehrlich sein", sagte am Donnerstag Gregor Gysi auf die Frage, ob er denn nun als PDS-Kandidat antreten werde.

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"Ich beteilige mich nicht an Illusionen. Wenn, dann sollte man doch ehrlich sein", sagte am Donnerstag Gregor Gysi auf die Frage, ob er denn nun als PDS-Kandidat antreten werde. Eine Entscheidung darüber müsse definitiv sein. "Und da warte ich lieber ab, welche Gespräche jetzt geführt werden." Entscheidung, als PDS-Spitzenkandidat bei den Neuwahlen anzutreten, würde positiv ausfallen, gäbe es in Berlin Direktwahlen. Eine Kandidatur gegen Eberhard Diepgen wäre für Gysi "reizvoll": Laut jüngsten Umfrageergebnissen würden sich 23 Prozent der Berliner den Politiker als Regierenden Bürgermeister wünschen, 33 Prozent würden sich für Diepgen aussprechen. Jetzt hält sich Gysi aber zurück: Er werde sich "nächste Woche" entscheiden. Seine Kandidatur ist nicht nur abhängig von der Entscheidung der Partei, sondern auch von seiner künftigen politischen Laufbahn auf Bundesebene. Vielleicht tritt er 2002 noch einmal für den Bundestag an. Bereits ausgeschlossen hatte der PDS-Politiker allerdings, für das Abgeordnetenhaus zu kandidieren.

Zum Thema Online Spezial: Das Ende der Großen Koalition Anfang vom Ende: Die Finanzkrise in Berlin TED: Regierungsbeteiligung der PDS vorstellbar? Fototour: Die Bilder der Krise Bei der SPD scheint alles klar zu sein. Auch die Frage, wer sie als Spitzenkandidat in vorgezogene Neuwahlen führen soll: Klaus Wowereit. Am 16. Juni soll er - wird das Szenario seiner Partei wahr - zum Regierenden Bürgermeister eines Übergangskabinetts bestimmt werden. Dass der neue Star der Berliner SPD dann auch den Wahlkampf anführen soll, daran bestehen kaum noch Zweifel. Auch wenn der Mann, der die Unterstützung des Kanzlers genießt, von einem Parteitag bestimmt werden muss, heißt es in der Partei: "Das steht fest."

Ganz anders die Situation in der CDU. Auch wenn die BZ in großen Lettern zitiert: "Ich trete wieder an" - so lesen sich die Worte des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen bei genauerem Hinsehen etwas anders. "Ich habe mich noch nicht entschieden, aber im Zweifelsfalle ja, wenn meine Partei es will", sagte Diepgen wenige Stunde vor dem Bruch der Koalition. Aus seiner Umgebung heißt es, nicht nur einmal täglich frage sich der Regierende, wie lange er sich das Ganze noch antun soll. Doch die Partei drängt. Am Donnerstag morgen klangen seine Worte denn auch zögerlich. "Das schließe ich nicht aus" antwortete er, gefragt nach einer Spitzenkandidatur.

Wenn nicht Diepgen, wer dann? Interessenten gibt es im eigenen Haus. Immer wieder ins Gespräch gebracht wurde und hat sich der amtierende Finanzsenator Peter Kurth, einer aus der jungen Garde, die noch von Klaus Landowsky gefördert worden war. Kurth dementierte am Donnerstag jedoch, dass er der Kronprinz sei. Er steht wohl nicht zur Verfügung. Auch Wirtschaftsenator Wolfgang Branoner werden parteiintern Interessen an einer Spitzenkandidatur unterstellt, Chancen indes räumt man ihm nicht ein. Der neue Fraktionsvorsitzende Frank Steffel gilt zwar als Hoffnungsträger seiner Partei, aber als zu jung für das Amt des Regierenden Bürgermeisters. Ins engste Umfeld Diepgens ist auch Innensenator Eckart Werthebach gerückt. Mit ihm besprach sich Diepgen auch noch unmittelbar vor dem Auseinanderbrechen der Koalition. Mehr als eine Beraterfunktion wird dem Innensenator jedoch kaum zukommen.

Einen überraschenden Vorstoß unternahm am Donnerstag der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Brunnhuber. "Sollte es in Berlin zu Neuwahlen kommen und die CDU einen neuen Spitzenkandidaten suchen, dann halten es viele für sinnvoll, dass Frau Merkel gefragt wird. Sie wäre eine sehr gute Wahl und hätte auch gute Chancen", sinnierte Brunnhuber in der Bild-Zeitung. Diesen Tiefschlag gegen die Parteivorsitzende wies der Generalsekratär der Bundes-CDU, Laurenz Meyer, prompt zurück. Frau Merkel habe andere Aufgaben.

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