zum Hauptinhalt
Blick in das Baerwaldbad in Berlin-Kreuzberg.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Kreuzberg: Wem gehört das Baerwaldbad?

Der Bezirk verlangt das Baerwaldbad zurück, doch der Sportverein rückt den Schlüssel nicht raus. Der will darin Schulschwimmen und Kulturevents veranstalten.

Wem gehört Kreuzberg? Die neueste Variante der Dauerfrage lautet: Wem gehört das Baerwaldbad? Der Bezirk fordert die Rückgabe der Immobilie und hat Räumungsklage eingereicht, denn der Sportverein TSB Berlin, ehemaliger Erbbauträger des 1901 eröffneten Hallenbads, verweigert die Herausgabe der Immobilie: „Wir sind weder Hausbesetzer noch Spekulanten“, erklärt der Vereinsvorstand in einem Brief an Bezirksverordnete, Bezirksamt und Bezirksabgeordnete, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Dem Vorstand sei viel daran gelegen, das Bad als „öffentlichen Ort rasch, effektiv und vital zu nutzen und dabei die Nachbarschaft und die gesamte Stadtgesellschaft einzubinden“. Allen soll das Bad offenstehen. Dafür hat der Verein ein neues Konzept entwickelt, das sowohl Schulschwimmen als auch kulturelle Veranstaltungen vorsieht und laut dem „Planteam Ruhr“, einem Planungsbüro für Bäderbau, ab dem Schuljahr 2019/2020 möglich gewesen wäre.

Stadtrat Andy Hehmke (SPD) sieht das anders: „Die Konzepte sind unrealistisch“, die Einnahmen würden für eine Sanierung und den Schwimmbetrieb nicht ausreichen. Es hake nicht nur an der Finanzierung, auch die bauaufsichtliche Genehmigung für Veranstaltungen fehle. Außerdem sei als Hauptnutzung der Sport mit dem Schwerpunkt Schwimmen vorgesehen.

„Der Bezirk hat seit Jahren offene Forderungen in sechsstelliger Höhe“

Nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung sollen dafür beide Becken dienen – bestenfalls in Regie der Berliner Bäderbetriebe. Die Schulden des Vereins tragen nicht gerade zu einem offenen Austausch bei: „Der Bezirk hat seit Jahren offene Forderungen in sechsstelliger Höhe“, so der Stadtrat.

Seit Anfang 2017 ist der TSB zwar insolvent, doch der im März 2018 gewählte dreiköpfige Vorstand, darunter Daniel Plasch, ehemaliger Geschäftsführer des 2015 geschlossenen Stadtbades Wedding („Stattbad“), hat einen Neuanfang für das Bad erarbeitet. Man sei weder für die desolate Situation des Vereins noch für den Zustand des Gebäudes verantwortlich, bekundete der Vorstand im Brief.

Das Konzept sieht vor, die große Halle für das Schulschwimmen, die kleine Halle für kulturelle Veranstaltungen und die restlichen Flächen an gemeinnützige Organisationen zu vermieten. Eine gemeinnützige Betreibergesellschaft würde das Vorhaben finanzieren und das Gebäude „nachhaltig und ökologisch sanieren und betreiben“. Weitere Details wolle der Vorstand bald online veröffentlichen.

"Diese Immobilie ist für den Bezirk eine Nummer zu groß"

Laut Bezirksamt soll das Baerwaldbad dagegen an das Land Berlin rückübertragen werden, die dafür notwendige notarielle Bekundung wurde am 19. Dezember 2018 wirksam. „Diese Immobilie ist für den Bezirk eine Nummer zu groß“, sagt Hehmke. Aktuell führt der Bezirk Gespräche mit der Senatsfinanzverwaltung und dem Berliner Immobilienmanagement, an die das Grundstück gehen soll.

Bevor die Übertragung an das Land stattfinden kann, muss darüber der Portfolioausschuss, bestehend aus Bezirksvertretern und Fachverwaltungen, entscheiden. Der Verein verweigert jedoch die Übergabe des Bades, der Vorstand verlangt „einen Ansprechpartner, der mit uns spricht!“.

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false