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Lebensretter. Oliver Forster (links) und Thomas Kindler zeigen die Stelle am Malchower See, an der sie den Jungen aus dem Eiswasser zogen.

© Kathrin Merfort

Berlin-Lichtenberg: Junge bricht im Eis ein - zwei Männer helfen ihm

Zwei Jungen wollten Enten aus einem Wasserloch am Malchower See vertreiben, dabei fiel einer von ihnen ins Wasser. Passanten konnten ihn retten.

Gemütlich schlenderte die Siebenergruppe von der Suchthilfegemeinschaft Synanon den Malchower See entlang. Es war Montagnachmittag, 16.30 Uhr. Für zwei aus der Gruppe, Oliver Forster und Thomas Kindler, sollte es der Spaziergang ihres Lebens werden.

Zuerst sahen sie nur eine Frau, die seitlich auf dem Eis lag. „Es sah aus wie eine Meerjungfrauenpose“, so der 39-jährige Kindler. Dann sahen sie, dass sie ein kleines Kind, das bis zum Hals im Wasser war, am Kragen festhielt. Aber nur mit einer Hand, in der anderen hielt sie ihr Handy und rief die Feuerwehr. Der 8-jährige Junge war auf der Eisfläche eingebrochen und ins eiskalte Wasser gefallen. Zusammen mit einem Freund wollte er Enten aus dem Wasserloch verjagen, wie sich später herausstellte. „Wir rannten sofort los. Ich habe selbst vier Kinder und dachte nur ,Oh nein, der Kleine‘“, sagt der 47 Jahre alte Forster. „Ich habe einem kleinen Jungen am Ufer den Schlitten entrissen. Daran hielt sich der Junge im Eis fest und sollte sich hochziehen, während wir am Schlittenseil zogen – aber er hatte keine Kraft“. Schließlich zogen die beiden ihn selbst aus dem Wasser.

Fünf Minuten hat alles gedauert, schätzen die Helfer. Genau sagen können sie es aber nicht. „In dieser Extremsituation habe ich alles ausgeblendet. Da ist kein Zeitgefühl. Ich kann nicht mal sagen, was der Kleine anhatte“, sagt Kindler. Was er von dem Einsatz aber noch weiß, ist, dass er die Situation als ungewöhnlich ruhig empfand. Keine Schreie, keine Panik. Kindler trug den Jungen vom Eis. Auch sein eigenes Leben war in Gefahr. „Ich hatte vor einigen Wochen eine Operation am Kopf. Daher muss ich eigentlich darauf achten, dass er keinen extremen Einflüssen ausgesetzt ist.“

Nachdem sie den Jungen aus dem Wasser gezogen hatten, wärmten sie ihn zusammen mit den anderen fünf der Gruppe mit ihrer eigenen Kleidung, bis die Feuerwehr eingetroffen war. Die habe die Stelle gar nicht auf Anhieb gefunden, berichten beide. „Der Junge hat gezittert und geweint. Das ist mir sehr nahegegangen“, sagt Forster. Mit einer Unterkühlung wurde das Kind ins Krankenhaus gebracht, ihm geht es jetzt gut. Die Retter blieben unverletzt.

Die Polizei warnt immer wieder davor, sich auf zugefrorene Gewässer zu wagen. Die Eisschicht ist nicht tragfähig, es besteht Lebensgefahr. Kathrin Merfort

Kathrin Merfort

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