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Immer wieder kommt es zu Übergriffen auf Sanitäter.

© Jens Kalaene/dpa

Berlin-Lichtenberg: Zehn Monate Bewährung für Angriff auf Rettungssanitäter

Bei einem nächtlichen Einsatz geht ein 20-Jähriger auf die Helfer seines Freundes los. Ein Jugendgericht verurteilt ihn am Mittwoch zu einer Bewährungsstrafe und 200 Stunden Freizeitarbeit.

Rettungskräfte wollten einen leblos am Boden liegenden Mann versorgen. Ein Kumpel des Bewusstlosen aber rastete aus. Er ging auf zwei Beamte der Feuerwehr, dann auf Rettungsassistenten und auf Polizisten los. Elf Monate später saß Dustin K. vor dem Amtsgericht Tiergarten. Angeblich kann er sich kaum erinnern. Er habe sich außerdem geändert. „Jetzt werde ich für alte Sachen zur Rechenschaft gezogen“, jammerte der 20-Jährige am Mittwoch. Er sehe ja ein, dass er „einen Fehler gemacht“ habe.

Angriffe auf Rettungskräfte sind trauriger Alltag

Es war 0.35 Uhr, als ein Freund von K. am 10. Juni am U-Bahnhof Tierpark zusammensackte. Ein Passant stoppte einen Rettungswagen, der zufällig vorbeikam. Zwei Feuerwehrleute kümmerten sich gerade um den jungen Mann, als K. auftauchte. „Er verlangte die Umhängetasche des Patienten und griff in die Trage“, sagte Kay H., ein 51-jähriger Oberbrandmeister. Er habe auf den Störer eingeredet: „Lass uns unsere Arbeit machen.“ Dustin K. aber habe sich nicht beruhigt.

Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten sind inzwischen trauriger Alltag in Berlin. Laut Kriminalstatistik wurden 2017 mehr als 6800 Polizisten und 235 Rettungskräfte beschimpft, beleidigt, angespuckt oder geschlagen. „Über Beschimpfungen regen wir uns schon gar nicht mehr auf“, so ein 43-jähriger Rettungsassistent. Respektlosigkeit schlage ihnen immer wieder entgegen. Ein Feuerwehrbeamter sprach von „Hass auf Uniformen“, der möglicherweise zu Angriffen führe. In anderen Fällen seien Alkohol und Drogen die Auslöser. 

2,5 Promille Alkohol im Blut

Rauschmittel waren es vermutlich auch im Falle des Angeklagten. „Er war nicht zu bändigen“, so die Zeugen. Nach dem Rettungswagen, der eigentlich auf dem Rückweg von einem Einsatz war, trafen ein von einem Passanten alarmierter Rettungswagen und eine Polizeistreife ein. „Er schubste einen Polizisten mit beiden Fäusten weg“, sagte einer der Helfer. „Es war ein schweres Stück Arbeit, ihn zu fixieren“, schilderte ein Beamter.

Dustin K. aber blieb nur kurz ruhig. Plötzlich riss er sich los, sprang vor den Rettungswagen, der gerade mit dem Patienten abfahren wollte. „Dann ging die Rangelei wieder los.“ Bis der Störer mit rund 2,5 Promille Alkohol im Blut abgeführt werden konnte.

Bei der Polizei ist K. schon länger bekannt. Verfahren wegen Diebstahls, Widerstands, Sachbeschädigung wurden bereits gegen ihn geführt. Sie endeten allesamt mit Einstellung. Auch nach dem Angriff am Tierpark fiel er auf. Wieder ging er gegen Polizisten vor. Auf dem U-Bahnhof Biesdorf-Süd mischte er sich im September pöbelnd ein, als seine Freundin und ihre Begleiterin wegen Beschwerden über Lärmbelästigung kontrolliert werden sollten. Er habe zudem in Richtung eines Beamten geschlagen.

 Angeklagter hat ein Autoritätsproblem

K. ließ sich in den letzten drei Jahren treiben. Eine Ausbildung brach er ab, weil ihm Arbeit am Nachmittag nicht passte. „Jetzt bin ich in einer Maßnahme, um wieder ins Arbeitsleben zu finden“, so K. Er wolle sich bessern.

Die Staatsanwältin sagte: „Er scheint ein Autoritätsproblem zu haben.“ Zwei Wochen Arrest und 100 Stunden Freizeitarbeit verlangte sie. Das Urteil fiel deutlicher aus: Wegen Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Hilfeleistende der Feuerwehr, Widerstands und Beleidigung erging eine Jugendstrafe von zehn Monaten Haft auf Bewährung. Zudem soll K. 200 Stunden Freizeitarbeit leisten, um je 700 Euro Schmerzensgeld an zwei Geschädigte zahlen zu können.

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