zum Hauptinhalt
Das Waldstück am Dahlemer Weg 247 in Berlin-Zehlendorf, das abgeholzt werden soll.

© Thilo Rückeis

Berlin-Lichterfelde: Verhindern Wildbienen die Flüchtlingsunterkunft?

Naturschutz-Beauftragter ist gegen eine Bebauung des Wäldchens mit einer Flüchtlingsunterkunft.

Der Bestand an Wildbienen schrumpft dramatisch. Naturschützer sind alarmiert, Politiker setzen sich öffentlichkeitswirksam für ihren Schutz ein. Jetzt könnte es sein, dass Wildbienen ein Argument dafür liefern, dass die wild gewachsene Grünfläche am Dahlemer Weg in Lichterfelde nicht abgeholzt wird. Und dass dort keine Mobile Flüchtlings-Unterkunft für 500 Menschen gebaut wird.

Denn auf dem Biotop hat ein Experte eine „bemerkenswerte“ Entdeckung gemacht. Am östlichen Rand des Wäldchen „finden sich zahlreiche Wildbienen-Brutröhren“. Das teilt Ingo Kowarik, der Landesbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege, angesiedelt bei der Senatsumweltverwaltung, mit – in einem offiziellen Schreiben.

Wenn es nach ihm geht, soll das Biotop „erhalten bleiben“. Im Namen von Kowarik hat einer seiner Mitarbeiter unterschrieben. Der Landesbeauftragte wird nach seinen Angaben die Expertise auch dem zuständigen Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf zusenden, verbunden mit der Bitte, eine Alternative zu suchen.

Ökologisch wertvolles Gebiet

Die ökologische Einschätzung des Areals kam auf Anfrage von Rainer Marohl zustande. Marohl ist einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft „Lebenswertes Lichterfelde“, das sich für den Erhalt des Biotops einsetzt. Kowariks Expertise hat aber nur empfehlenden Charakter, das Bezirksamt lässt ein eigenes Umwelt-Gutachten erstellen.

Die Fakten zum Gebiet werden sich allerdings dadurch nicht ändern. So weist ein Teil des Gebiets „in der Kraut- und Strauchschicht überwiegend Pflanzenarten der bodensauren Eichenwälder auf und zählt damit zu den (...) im Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Biotopen“. Das Areal besitze einen „vergleichsweise hohen Anteil an Biotopholzstrukturen“. Und das angrenzende Bahngelände „ist als potenzieller Zauneidechsen-Lebensraum einzustufen“. In 50 Jahren ungestörten Wachstums hat sich am Dahlemer Weg „ein stellenweise hoher Anteil standort- und gebietstypischer Gehölzarten, wie Stiel-Eichen, Linden, Flatter-Ulmen, Eschen entwickelt“.

Solch alte Gehölzbestände wie hier „sind in Berlin nur selten zu finden. Sie stellen wertvolle Studienobjekte für die Stadtökologie dar.“. Es wäre „sehr bedauerlich, wenn der Laubholzbestand durch eine Bebauung ... beeinträchtigt würde“.

Die Passagen des Landesbeauftragten zu den Gehölzen ist insofern interessant, da die Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter–Kotowski (CDU), auch gegenüber dem Tagesspiegel, „von einem jungen Stangenwald“ sprach, der ökologisch nicht mit alten Bäumen zu vergleichen sei. Sie verweist auch darauf, dass es zum Dahlemer Weg keinen Alternativstandort gebe. Kowarik dagegen sieht nur in einer Alternative eine Lösung. Der Dahlemer Weg „stellt aus naturschutzfachlicher Sicht eine erhaltenswerte Ergänzung zum angrenzenden Heinrich-Laehr-Park dar“. Eine Ergänzung, auf der bedrohte Wildbienen leben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false