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Berlin: Berlin macht blau

Die Hertha-Fans tanzen am Ku’damm und in Tegel, die Politik schreibt fleißig Glückwunschkärtchen

Es herrschte Stadionatmosphäre in der Empfangshalle des Flughafens Tegel, als die Mannschaft von Hertha BSC aus dem Gate kam. Mehrere hundert Fans hatten sich am Dienstagmittag versammelt, um die Fußballer bei der Ankunft in Berlin angemessen zu begrüßen. „Nie mehr Zweite Liga!“, sangen die Fans. 1:0 hatte die Mannschaft am Abend zuvor in Duisburg gewonnen und damit vorzeitig den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.

Während Herthas Trainer Markus Babbel über den Empfang staunte („Das ist ja sensationell“), sprachen die Fans gar von der „Wiederauferstehung des Vereins“ am Osterwochenende. Für die vielen Kinder war der Zeitpunkt von Vorteil, konnten sie doch um 11.44 Uhr die Air-Berlin-Maschine AB 6440 begrüßen – es sind schließlich Ferien. Sie waren es auch, die sich am meisten freuten über die Aufstiegsshirts mit dem Aufdruck „Mission erfüllt“, die die Spieler als kleines Geschenk in die Menge warfen. Bei den älteren Anhängern war die Freude über den direkten Wiederaufstieg gepaart mit Erleichterung darüber, dass die „Pflichtaufgabe souverän gelöst wurde“, wie ein 45-Jähriger aus Spandau sagte. Er nutzte seinen Urlaub und kam mit seinem Sohn Samy zur Fete nach Tegel. „Ich hab’ nicht mit so einem Andrang gerechnet“, sagte Hertha-Kapitän Christian Lell, nachdem er das Spektakel am Flughafen beim Durchqueren mit seinem Handy gefilmt hatte. „Zu Hause werde ich mir erst mal das Video angucken um zu sehen, was hier alles los war.“

Bereits in der Nacht zuvor hatten zehntausende Fans gefeiert, die meisten in den voll besetzten Kneipen der Stadt. Raketen explodierten nach Abpfiff über vielen Stadtteilen, einige hundert Fans machten sich spontan auf den Weg zum Kurfürstendamm. Nach Erfolgen der türkischen Nationalmannschaft sind sicherlich mehr Autos unterwegs, dennoch wurde auch am Montagabend lautstark und lange gehupt – die Polizei riegelte den Ku’damm schließlich ab. Zu Krawallen kam es nicht, teilte die Polizei mit.

Am nächsten Morgen gingen in Herthas Geschäftsstelle hinter dem Olympiastadion prompt die Glückwunschschreiben ein. „Das war eine tolle sportliche Leistung“, ließ der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mitteilen, der schon in der Nacht eine SMS aus dem Urlaub an Herthas Vereinspräsidenten Werner Gegenbauer geschickt hatte. Die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast schrieb: „Berlin ist erstklassig! Spieler, Verein und Fans haben diesen Erfolg möglich gemacht.“ Und während die FDP-Fraktion betonte, dass Hertha „trotz einer vermeintlich unattraktiven Momentaufnahme in Liga 2, viele neue Zuschauer und Fans durch ihr leidenschaftliches Auftreten in den Heimspielen“ gewinnen konnte, wie der Fraktionsvorsitzende Christoph Meyer sagte, beglückwünschte Harald Wolf (Linke) auch gleich den Köpenicker Zweitligisten 1. FC Union zum Klassenerhalt. Er formulierte es so: „Be Hertha, be Union, be Berlin“.

„Die große Party steigt nun gemeinsam mit den Fans im Olympiastadion“, sagte Kapitän Lell am Flughafen und machte sich mit den Kollegen gleich auf den Weg zum Trainingsgelände; Hertha muss schließlich am Freitag, 18 Uhr, schon wieder gegen 1860 München antreten. Wenn auch das Wetter wieder mitspielt, hofft der Klub auf 70 000 Zuschauer im Olympiastadion. Das letzte Heimspiel am 15. Mai gegen den Tabellenzweiten aus Augsburg ist mit 76 000 Zuschauern ausverkauft. Sören Mannschitz

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