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Berlin: Berlin-Marathon: Auf der Spur des Eisenschweins

Der Aufwand war eines Staatschefs würdig: Ein Streifenwagen führte die Kolonne an, ein zweiter schloss sie ab. Dazwischen ein begleitender Kleintransporter und ein Kradfahrer der Berliner Autobahnpolizei, der je nach Verkehrslage Straßen sperrte oder die überholenden Fahrzeuge an dem kleinen Zug vorbei leitete.

Der Aufwand war eines Staatschefs würdig: Ein Streifenwagen führte die Kolonne an, ein zweiter schloss sie ab. Dazwischen ein begleitender Kleintransporter und ein Kradfahrer der Berliner Autobahnpolizei, der je nach Verkehrslage Straßen sperrte oder die überholenden Fahrzeuge an dem kleinen Zug vorbei leitete. Doch die Hauptperson war weder Gerhard Schröder, Bill Clinton, noch Michael Jackson. Das zu eskortierende Etwas war das so genannte "Eisenschwein", eine Markierungsmaschine, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die grüne Ideallinie für die skatenden Teilnehmer des Berlin-Marathons auf die Rennstrecke zeichnete.

Das orangefarbene Gerät, das nur sehr entfernt Ähnlichkeit mit einem Schwein hat - es sieht eher aus wie ein kleiner Traktor mit zwei riesigen Farbtanks und der fünf Zentimeter über dem Boden angebrachten Malvorrichtung in der langezogenen Schnauze -, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde fort. Eine Geschwindigkeit, die vom Fahrer nicht nur Geduld, sondern auch Fingerspitzengefühl fordert. "Das Gerät könnte zwar auch schneller fahren, würde jedoch dann hüpfen wie ein Känguru", erläutert Fahrer Peter Schubert von der Straßenmarkierungsfirma "Stramark", "Wegen der fehlenden Federung könnte man dann nicht mehr geradeaus fahren, was für eine gerade Linie aber dann doch erforderlich ist."

Mit Geknatter und strengem Abgasgeruch ging es los - vom Ziel rückwärts bis zu Kilometer 19,5 -, denn die Skaterlinie ist nicht auf der gesamten Marathonstrecke zu finden. "Erst ab der Flughafenstraße schwenken die Skater von der blauen Linie für die Läufer auf die grüne Skaterlinie", erklärt Wolfgang Weising, der beim Berlin-Marathon für die Streckenmarkierungen verantwortlich ist. Die zwanzig Zentimeter breite Linie soll die rollenden von den laufenden Athleten trennen, da in der zweiten Hälfte eines Marathons erfahrungsgemäß besonders die Hobbyläufer unaufmerksam werden, und die Gefahren von Zusammenstößen zwischen Skatern und Läufern steigen. "Viele laufen dann mit eingezogenem Kopf, hängenden Schultern, die Augen starr auf den Boden gerichtet", erzählt Wolfgang Weising.

27 017 Läufer, 6608 Inline-Skater, 219 Power-Walker und 99 Rollstuhlfahrer werden am Sonntag am Berlin-Marathon teilnehmen. Die Inline-Skater starten an der Urania um 8.25 Uhr. Die anderen Wettbewerbe beginnen jeweils am Charlottenburger Tor auf der Straße des 17. Juni: Rollstuhlfahrer (8.15 Uhr), Power-Walker (8.40 Uhr) und Läufer (8.55 Uhr). Parallel zum Berlin-Marathon findet wie in den vergangenen Jahren der Mini-Marathon der Schüler statt, der um 8.40 Uhr auf dem Hohenzollerndamm in Höhe des ehemaligen AEG-Gebäudes gestartet wird. Dabei werden 5096 Schüler die letzten 4,2195 km der Marathonstrecke laufen - also genau ein Zehntel der Originalstrecke. Ziel aller Wettbewerbe ist der Kurfürstendamm in Höhe Joachimstaler Straße.

Die Marathonstrecke beträgt 42,195 Kilometer, die die meisten Läufer durchschnittlich in vier Stunden zurücklegen. Für die etwa 23 Kilometer lange Strecke, die markiert wurde, brauchte die kleine Kolonne zweieinhalb Stunden. Knapp 100 Liter Farbe pinselte die Markierungsmaschine auf den Asphalt. Doch sehr lange wird man dieses gestrichelte Band nicht durch die Straßen von Berlin verfolgen können: Die grüne Farbe war so verdünnt, dass Regen und Autoreifen die Spuren des "Eisenschweins" sehr bald verwischen und unkenntlich machen werden.

Benjamin Wagener

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