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Berlin: Berlin-Marathon: "Wir stellen uns vor, ein Tiger verfolgt uns und will uns fressen". Mit welcher Strategie Grundschüler vor dem Mini-Marathon trainieren

Franz und Daisy haben ganz schön zu kämpfen. Noch vier Runden.

Franz und Daisy haben ganz schön zu kämpfen. Noch vier Runden. Vier lange Runden um die Paavo-Nurmi-Grundschule in Marzahn. Generalprobe der Kleinen für den großen Lauf am Sonntag. Für Paavo Nurmi wäre die Distanz von 4,2 Kilometern sicher ein Klacks. Nurmi beherrschte in den Zwanziger Jahren als "der fliegende Finne" die Laufszene. Franz und Daisy dagegen beherrschen gerade die ersten Brocken Englisch und befinden sich im hinteren Teil des Feldes der laufenden Grundschüler. Das ist in Ordnung. Die beiden sind acht Jahre alt und laufen zum ersten Mal sieben Runden durch.

Sieben Runden um die Paavo-Nurmi-Grundschule ergeben etwa die Distanz, die die Teilnehmer des Mini-Marathons am Sonntag zurücklegen müssen. Auf der Original-Marathonstrecke der Großen bewältigen die Kleinen die letzten 4,2195 km der Strecke in Gruppen von je zwölf Schülern. Die Zeiten der besten zehn Läufer einer Gruppe werden zum Gesamtergebnis der Gruppe addiert. Fünf Wertungsklassen sorgen für Chancengleichheit zwischen Grund- und Oberschülern, Jungen und Mädchen und den Sportschülern.

Zum Thema Online Spezial: 28. Berlin-Marathon Seit 1989 gibt es den Mini-Marathon in Berlin. Seit 1990 ist die Grundschule aus Marzahn dabei. "Eine der ersten aus dem Osten, die anderen haben sich nicht rüber getraut", erklärt die Sportlehrerin Simona Symann stolz. Sie hat gemeinsam mit einer Kollegin die Kleinen auf den großen Lauf vorbereitet. Seit vier Wochen wird für den Mini-Marathon trainiert. "In der Freizeit", betonen sowohl Lehrer als auch die Schüler. Langsam wurden die Grundschüler an die volle Distanz herangeführt. Erst zwei Runden und dann Schritt für Schritt an die sieben Runden heran. "Durch die Nase ein- und durch den Mund wieder ausatmen. Und immer schön gleichmäßig!", schärft die Lehrerin den Kindern immer wieder ein. "Lauft euer eigenes Tempo, sonst kommt ihr nicht an."

Ankommen wollen Franz und Daisy auf jeden Fall. Und bitte, bitte nicht als die Letzten. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich Franz und der ebenfalls achtjährige Duc eine einfache, aber effektive Strategie überlegt: "Wir stellen uns einfach vor, ein Tiger verfolgt uns und will uns fressen." Vor Tigern haben die beiden Angst, vor dem Mini-Marathon eigentlich nicht. "Wir haben ja gut trainiert", lobt Franz die Arbeit seiner Sportlehrerin. Ein paar Müsli-Riegel mehr, einige Süßigkeiten weniger, das sind die Opfer eines Achtjährigen, der nach Höherem strebt. Bei den Bundesjugendspielen versuche er jedes Mal, die Rekorde von Paavo Nurmi zu brechen. Bis jetzt erfolglos. Erste Erfolge stellen sich für Franz und Daisy dann schon bei der Generalprobe ein. Triumphierend überrunden die beiden in Runde sechs ein "Opfer" aus einer höheren Klasse.

tis

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