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Berlin: Berlin-Marathon: Zu nass für einen Weltrekord - Der 41-fache Weltmeister Chad Hedrick gewinnt den Marathon der Skater

Zehn Kilometer vor dem Ziel, irgendwo auf der Habelschwerdter Allee in Zehlendorf, riskierte Chad Hedrick einen Blick über die Schulter. Er sah - nichts.

Zehn Kilometer vor dem Ziel, irgendwo auf der Habelschwerdter Allee in Zehlendorf, riskierte Chad Hedrick einen Blick über die Schulter. Er sah - nichts. Auf den Bürgersteigen brüllten und klatschten die Zuschauer ihm und den anderern drei vorbeisausenden Skatern der Spitzengruppe in ihren knalligen Trikots und Helmen zu, doch die Straße selbst war leer. Von den übrigen 6737 Skatern keine Spur. "Das war seltsam", sagt Hedrick, "ich hatte hinter mir die anderen erwartet, aber da war keiner." Das Spitzenquartett hatte nicht gemerkt, dass es sich abgesetzt hatte und mit 42 Stundenkilometern rund eine Minute vor dem Feld Richtung Kudamm raste.

Auf der Zielgeraden lag der Kolumbianer Diego Rosero zunächst noch vor Hedrick, doch zehn Meter vor dem Ende überspurtete ihn der Amerikaner und gewann den Berlin-Marathon mit einer Zehntelsekunde Vorsprung in 1:01:45,0 Stunden. Hedrick, der weltbeste Speedskater, war zufrieden, obwohl er das gesteckte Ziel nicht erreicht hatte: Den Weltrekord wollte er brechen und als erster Mensch die Marathonstrecke in weniger als einer Stunde bewältigen. In Berlin sollte das passieren, fehlen doch hier Kopfsteinpflasterpassagen, wie sie in Rom die Fahrer durchschütteln, und geparkte Autos, die in Paris zu Ausweichmanövern zwingen.

Für die zweite Hälfte brauchte Hedrick eine halbe Stunde und eine Sekunde - hätte er das Tempo von Beginn an durchziehen können, hätte es vielleicht gerade gereicht. Doch für die ersten gut 21,1 Kilometer benötigte er 1:43 Minuten mehr. "Am Anfang war die Straße nass und das Rennen sehr langsam, das hat uns den Rekord gekostet", sagt er.

Die Skater sind wie Radsportler in Firmenteams organisiert. Hedrick startet für das Fila Dream Team, das die besten Skateprofis aus aller Welt verpflichtet hat. Der Amerikaner ist 41-facher Weltmeister und führt die Grand-Prix-Serie an, zu der acht Marathons gehören, darunter Berlin. Sein Ziel ist es, "dass Skating olympische Disziplin wird. Wir stehen kurz davor." Titel und Rekorde gehören zu seinem Leben, der Sieg gestern war Routine für ihn, genauso wie die Pressekonferenz. Anders als für Angele Vaudan, die Siegerin bei den Damen. Die Französin (Zeit: 1:08:29,2 Stunden) gewann zwar vor einer Woche den Marathon von Pamplona, war aber in Berlin nicht die ganz große Favoritin. Sie selbst hatte sich wohl auch nicht auf der Rechnung. Als drei Sunden nach dem Zieleinlauf die Pressekonferenz stattfand, fehlte Vaudan. Sie saß längst im Flugzeug nach Hause.

Helen Ruwald

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