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Michael Müller wagt eine Probefahrt in der Gondel. Die Seilbahn wurde extra für die IGA Berlin 2017 gebaut.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Marzahn: Michael Müller auf Stippvisite bei der IGA

Der Regierende besichtigt Innovationen auf der IGA: Tomatenfische, Bambustürme und Abwasserdünger. Die Gartenschau bietet viel mehr als Blümchen – aber der Andrang der Besucher bleibt mäßig.

Als der Regierende auf dem IGA-Gelände am Freitagmittag den „Arche-Park“ mit dem possierlichen dunklen Kälbchen passiert, ist der offizielle Teil schon beendet. Aber die besten Politiker-trifft-Tier- Bilder dieser Woche dürfte ohnehin der Kanzlerinnenbesuch bei den Pandas hervorgebracht haben. Und außerdem ist Michael Müller ja zur Gartenschau nach Marzahn gekommen, um Innovationen zu erleben. Von denen gibt es hier mehr, als der für Werktagsvormittage typische, zumeist langjährig gartenschauerfahrene Durchschnittsbesucher erwarten würde.

Müllers Weg führt über die Promenade am terrassierten Südhang des üppig blühenden Kienbergs mit Blick auf den Wuhleteich und die Kleingärten zwischen den Plattenbauten. Erste Station ist ein taillierter, etwa acht Meter hoher Bambusturm. Ein Bauwerk aus nachwachsendem Rohstoff – erntereif nach drei Jahren, geschaffen von Berliner Architekten und italienischen Künstlern. „Wie langlebig ist denn das?“, fragt Müller. Prinzipiell sehr, sagt ein Standbetreuer, „aber es darf nicht bewittert werden“. So wie die IGA-Besucher noch eine Stunde vor Müllers Ankunft bewittert wurden, als es wieder mal regnete, so dass Zuflucht im Tropenhaus oder in der Blumenhalle gefragt war – oder unterm Schirm am Imbiss, wo aber eine Brezel drei Euro kostet und ein Stück von „Omas Landkuchen“ 4,50.

Die IGA in Marzahn ist inzwischen voll erblüht. Nächste Woche ist Halbzeit: Am 15. Oktober endet die Schau.
Die IGA in Marzahn ist inzwischen voll erblüht. Nächste Woche ist Halbzeit: Am 15. Oktober endet die Schau.

© Kitty Kleist-Heinrich

Besucherzahlen hinter dem Soll

Gut 10 000 Besucher am Tag müssten kommen, damit sich die IGA rechnet. Praktisch sind es bisher eher zwischen 5000 bis 20 000, berichtet Geschäftsführer Christoph Schmidt, wobei die 20 000 seltener sind. Er erklärt das mit dem Toleranzbereich der Leute, der nur von 18 bis 24 Grad reiche und Regen – ganz gleich, ob real oder nur in der App – ausschließe.

Jetzt ist Nacktschneckenwetter, und Müller, der am dampfenden Südhang steht, hört den Architektenwunsch, mal eine Bambusbrücke über den Landwehrkanal zu bauen. Dann geht’s zur nächsten Info-Insel, wo die Wasserbetriebe mit ihrer „Berliner Pflanze“ warten: Dünger, den sie aus Klärschlamm kristallisieren und vermarkten. Das enthaltene Phosphat schone Ressourcen und habe weniger Schadstoffe als das anderswo für Dünger abgebaute, berichtet die Fachfrau.

In Sichtweite, auf dem Wuhleteich, dümpelt das von den Wasserbetrieben gesponserte Floß „Seegurke“, mit dem Schüler im IGA-Campus am Wuhleteich Wasserproben nehmen und analysieren können. Dieses Umweltbildungszentrum ist auch so ein Highlight der IGA – und mit bis zu 500 Kindern jeden Tag gut gebucht.

Berlins Regierender Bürgermeister auf Stippvisite bin Berlin-Marzahn.
Berlins Regierender Bürgermeister auf Stippvisite bin Berlin-Marzahn.

© Sophia Kembowski/dpa

Ein "Nein danke" bei Blumenkohl

Müller trifft derweil auf Kohl: Blumenkohl, nicht so plastikweiß wie der im Supermarkt. Er wächst im „IP-Garten“, dessen Original sich in Sachsen-Anhalt befindet und in 16-Quadratmeter-Stücke parzelliert ist, die von einer Kamera und Sensoren überwacht und gemäß Fernsteuerung durch den Pächter bewässert und – von echten Menschen – abgeerntet werden. „Wer einen Garten will, will doch buddeln!“, sagt Müller. Nicht jeder, der wolle, könne auch, kontern die Online- Gärtner. Den angebotenen Kohl lässt Müller stehen, obwohl sich sein Sicherheitsbeamter darüber gefreut hätte. „Alter, wenn es solche zu kaufen gäbe!“, sagt er leise, während er seinem Schützling folgt. Der betrachtet inzwischen ein Becken mit Welsen – und die ihn. Die Fische düngen Gemüse, in dessen gereinigtem Gießwasser sie leben. So genial einfach kann ein Kreislauf sein. Dieser hier wird in Herzberge in Lichtenberg perfektioniert. Und spätestens nach der Recyclinghütte von BSR und Stiftung Naturschutz am Ende der Promenade weiß Müller einmal mehr, wie innovativ Berlin ist. Nur als die IGA-Pressefrau die Zauneidechsen erwähnt, die in der Terrassenmauer leben, stöhnt er auf: Als langjähriger Bausenator weiß er, dass Zauneidechsen jedes Projekt zu einem kleinen BER werden lassen können. Aber auf der IGA haben sie zumindest dieses Problem nicht.

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