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Die Alte Münze in Mitte soll ein Ort der Kreativität werden. Das Foto zeigt die Prägehalle im Blockinneren.

© Britta Pedersen/dpa

Berlin-Mitte: Alte Münze wird zu Kulturstandort

In einem partizipativen Verfahren will der Senat ein Nutzungskonzept für die ehemalige Prägeanstalt erarbeiten. Eine Ausstellung bereitet darauf vor.

Irgendwann in den zwanziger Jahren hatten die Bewohner des Krögels von den Besuchern ihres pittoresken Gässchens zwischen Molkenmarkt und Spreeufer die Nase gründlich voll, fühlten sich wohl bereits damals so wie heute die Menschen in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg. Zu viele Schaulustige, es musste etwas geschehen, und so setzten sie durch, dass der Krögel am Wochenende für Fremde verriegelt und verschlossen blieb.

In der Ausstellung „Alte Münze neu geprägt“, die Anfang der kommenden Woche auf dem Areal der ehemaligen Münzprägeanstalt in Mitte eröffnet wird, taucht diese Episode unter dem Stichwort „Touristifizierung“ auf. Für den Kurator Eberhard Elfert ist das Detail ein Beispiel für sein Anliegen, nicht einfach eine Historienschau zu erstellen, sondern stets Bezüge zur Gegenwart herzustellen, um ein besseres Verständnis für die Besonderheit des Ortes, sein Potenzial zu erreichen.

Es ist ein überaus heterogener Ort, der unter dem Namen „Alte Münze“ zusammengefasst wird: sehr widersprüchlich in seiner Geschichte, auch die Architektur alles andere als homogen und nun auch noch mit keineswegs synchronen Begehrlichkeiten konfrontiert, die den offiziellen Plan, daraus einen funktionierenden, sich selbst finanzierenden Kultur- und Kreativstandort zu schmieden, zu einem nicht gerade einfachen Unterfangen machen.

Mix aus Kunst, Kultur, Bildung und Kreativwirtschaft?

Im Sommer hatte der Senat aufgrund eines Beschlusses des Abgeordnetenhauses angekündigt, die Alte Münze auf dieses Ziel hin zu sichern und zu entwickeln. In einem partizipativen Verfahren soll nun als erster Schritt ein Konzept für die Nutzung und entsprechende Herrichtung des Gebäudekomplexes erarbeitet werden. Federführend sind die Kulturverwaltung und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Die Ausstellung samt Führungen durchs Gelände soll nun diesen partizipativen Prozess vorbereiten, der laut Kulturverwaltung von Januar an bis in den Sommer dauern soll.

Zwei Vorschläge hat es für eine künftige Nutzung bereits gegeben: Die Berliner Riverside Studios mit „uno Partner“ aus Zürich und den Spreewerkstätten als aktuellen Nutzern wünschten sich dort ein „Haus of Berlin“, einen Mix aus Kunst, Kultur, Bildung und Kreativwirtschaft mit Büros, Film-, Foto- und Musikstudios, Restaurants, einem Hotel, Radiostationen. Der Trompeter Till Brönner und andere Repräsentanten des Jazz dagegen schlugen ein „House of Jazz“ vor, das eine Art Leuchtturm für diese Musikrichtung sein sollte. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte dafür sogar schon 12,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt, allerdings zweckgebunden.

Prägeanstalt entstand zwischen 1936 und 1942

Die Situation wird dadurch etwas unübersichtlich, dass die Verfügungsrechte über das Areal zweigeteilt sind. Das Schwerinsche Palais am Molkenmarkt, einst ebenfalls Teil der Alten Münze, und rechts daneben das Gebäude mit der Kopie des Schadowschen Münzfrieses befinden sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – eine Folge des Umstandes, dass dort das Kulturministerium der DDR untergebracht war. Unter anderem sitzt dort das Deutsch-Französische Jugendwerk. Das Eingangsgebäude links neben dem Palais, der Spreeflügel mit dem sich anschließenden Direktorenhaus und die Prägehalle im Blockinneren sind dagegen in Landesbesitz. Nur um diese vom BIM verwalteten, von den Mietern nur zwischengenutzten Teile des Ensembles geht es bei den Planungen für einen Kulturstandort. Für deren Sanierung rechnet man mit 35 Millionen Euro, die Mittel sind über das Sondervermögen „Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds“ angemeldet.

Entstanden war die Prägeanstalt zwischen 1936 und 1942, zuvor hatte man den Krögel, eines der ältesten Berliner Quartiere, abgerissen. Im Krieg waren hier Kunstwerke untergebracht. Viele gingen durch Feuer und Löschwasser verloren, auch die Sowjets bedienten sich. In den Hallen waren Reichsmark, DDR- und D-Mark und bis 2006 Euro-Münzen geprägt worden.

„Alte Münze neu geprägt“, Molkenmarkt 2, 20.11. bis 3.12., tgl. 14 bis 20 Uhr, www.alte-muenze-neu-gepraegt.de.

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