zum Hauptinhalt
Steinernes Berlin. Rund 15,5 Millionen Euro kostet der Bau des 2640 Quadratmeter großen Archäologischen Zentrums am Petriplatz. Den Architekturwettbewerb entschieden die Arbeitsgemeinschaft Florian Nagler und Christina Kautz für sich.

© Simulation: Nagler-Architekten

Berlin-Mitte: Bau- und Fördermittel fürs Archäologische Besucherzentrum gefährdet

Obwohl Millionen vom Bund fließen sollen und der Anteil Berlins minimal ist, stagniert die Planung für das Archäologische Besucherzentrum am Petriplatz. Die Verzögerung könnte die Fördermittel gefährden.

Der geplanten Neubau für das Archäologische Besucherzentrum am Petriplatz hinkt weit hinter dem Zeitplan zurück. Das gefährdet eine Rochade bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Denn das Museum für Vor- und Frühgeschichte soll mit seinem Magazin und der Sammlung mehrerer hunderttausend Ausstellungsstücke vom Langhans-Bau am Charlottenburger Schloss an den Petriplatz nach Mitte ziehen. Dies muss im Jahr 2017 erfolgt sein, weil der historische Theatersaal in Charlottenburg saniert wird. Voraussetzung für den Umzug ist eine fristgerechte Fertigstellung des Archäologischen Besucherzentrums.
Doch die verbindliche „Bauplanungsunterlage“ für den Bau des Besucherzentrums, die nach einem internen Zeitplan der Verwaltung Ende Januar fertig sein sollte, liegt noch nicht vor. Nicht einmal die „Vorplanungen“, die eigentlich im Mai vergangenen Jahres abgeschlossen sein sollten, seien bis Ende vergangenen Jahres vorgelegt worden.

Jetzt beginnt die Arbeit am Bebauungsplan

Die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Daniela Augenstein sagte auf Anfrage, dass der Bebauungsplan für den Petriplatz zunächst überarbeitet werden müsse. Dort, wo das Besucherzentrum geplant ist, sei bisher ein anderes Gebäude vorgesehen gewesen. Nun müsse „die Gebäudekubatur dem jetzigen Entwurf angepasst werden“. Das Verfahren ist aufwendig: Die neue Planung müsse „öffentlich ausgelegt werden“. Außerdem sei mit „Einwendungen“ gegen die Pläne zu rechnen. Wann die öffentliche Auslegung erfolgen kann, sei zurzeit nicht absehbar.
„Wenn es eine Verspätung bei der Projektplanung gibt und sie nicht aufgeholt wird, verliert das Archäologische Zentrum womöglich nicht nur seinen Hauptmieter, sondern auch die Fördermittel sind gefährdet“, befürchtet Stefan Evers, Sprecher für Stadtentwicklung der CDU-Fraktion. Für den Senat wäre das ein doppelter Tiefschlag: Denn 90 Prozent der Kosten für den auf rund 15 Millionen Euro geschätzte Neubau sollen aus Fördertöpfen fließen, weil das Zentrum dem Tourismus der Stadt zugute kommt und deshalb die regionale Wirtschaft stärkt – nur 1,5 Millionen Euro müsste Berlin selbst beisteuern. Außerdem müsste das Museum für Vor- und Frühgeschichte einen anderen Sitz finden – der unter dem dann gegebenen Zeitdruck sicher nicht so einfach und günstig zu finden sein wird wie im Besucherzentrum. Evers hat deshalb eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema im Abgeordnetenhaus gestartet.

Scheitert das Projekt, dann bricht außerdem die geplante neue zentrale Anlaufstelle für die Entdeckung des historischen Berlin weg. Wie berichtet sollen vom Zentrum aus archäologische Pfade zum nahe gelegenen Schlossneubau führen, zu den historischen Gotteshäusern (Marien- und Nicolaikirche), zum archäologischen Fenster des alten Rathauses am neu geplanten U-Bahnhof „Berliner Rathaus“ und zu anderen Grabungsstätten. Vor allem aber ginge eine spektakuläre neue Schaustelle verloren: Denn in dem siebengeschossigen Zentrum sollen Besucher Archäologen bei der Arbeit über die Schulter schauen können, wie sie Fundstücke aus neuesten Grabungen reinigen. Die Besucher sollen durch das Magazin schlendern können und im Untergeschoss die Fundamente der Cöllnischen Lateinschule von 1350 erleben können. Deshalb lässt Landesarchäologe Matthias Wemhoff auch nicht die Hoffnung fahren, dass die Pläne trotz des Verzuges noch realisierbar sind: „Wir sind fast täglich mit neuen Details zur Planung des Projektes beschäftigt.“ Es werde mit Hochdruck gearbeitet und deshalb sei er „sehr optimistisch“, dass alle erforderlichen Genehmigungen für den Neubau rechtzeitig kommen.

Der Antrag erfüllt nicht die Auflagen

Bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, die Anträge auf die erhofften „GRW-Fördermittel“ bearbeitet, sagt Sprecher Alexander Dennebaum: „Ein Antrag auf Förderung liegt vor, aber der erfüllt nicht die Auflagen.“ Planungsunterlagen sowie ein gesichertes Baurecht fehlten.

Allerdings gibt es nach Überzeugung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ohnehin keine Frist, bis wann die Fördermittel abgerufen sein müssen. Nur könnte am Ende ein Neubau dastehen, der keinen Mieter mehr hat.

Zur Startseite