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Edelbeton. Erst Ende der 80er Jahre wurden die Wohnblöcke direkt an der Mauer gebaut, 1992 wurde der letzte fertig. Prominente Mieter zogen ein.

© picture alliance / dpa

Berlin-Mitte: Das Bezirksamt will die Platte retten

Das Bezirksamt findet die Ende der 1980er gebauten Blöcke in der Wilhelmstraße erhaltenswert. Einer wird trotzdem abgerissen.

Es handelt sich um die sozialistische Edelplatte, reserviert für verdiente Kader der Republik. Auch Gregor Gysi hat hier mal gewohnt, Angela Merkel und Kati Witt. Die Plattenbauten an der Wilhelmstraße sind nicht schön, aber im Vergleich zu den Standardausführungen in Marzahn und Hohenschönhausen geradezu filigran gestaltet. Deshalb hat sich der Bezirk Mitte jetzt vorgenommen, die erst zur Wendezeit fertiggestellten Bauten, die einst direkt an die Mauer grenzten, unter Schutz zu stellen.

Das Bezirksamt hat beschlossen, im Gebiet zwischen Voßstraße, Behrenstraße und Wilhelmstraße die „Erhaltung der städtebaulichen Eigenart“ prüfen zu lassen. Nach einer fachlichen Untersuchung könnte dann eine entsprechende Verordnung erlassen werden, in der Konsequenz wäre ein Abriss der Plattenbauten nicht mehr möglich. „Es muss geklärt werden, ob der Charakter dieser Wohnplatte so speziell ist, dass sie geschützt werden muss“, sagte Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). Das Ergebnis der Prüfung könne aber auch negativ ausfallen.

Initiative wehrt sich gegen Abriss

Der Block Wilhelmstraße 56–59 ist von dieser möglichen Verordnung ausgenommen, weil dort schon Baurecht besteht. Die Eigentümer, eine österreichische Familie, wollen den Plattenbau abreißen und durch einen Neubau mit 165 exklusiven Mietwohnungen ersetzen.

Mit dem Abriss ist nach Einschätzung von Spallek schon im November zu rechnen. Rund 30 Mieter hatten sich jahrelang gegen den Abriss ihres Hauses gewehrt, inzwischen gebe es aber mit allen verbliebenen Mietern Abfindungsregelungen, dass sie freiwillig ausziehen.

Die „Bürgerinitiative Wilhelmstraße“ wehrt sich dagegen weiter gegen jeden Abriss von Plattenbauten in ihrem Revier. In einem offenen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck erklärt die Initiative, die Eigentümer der Bauten, die künftig geschützt werden sollen, planten den Abriss der gesamten Anlage mit rund 1000 Wohnungen, um dort „Luxuspaläste“ zu errichten.

Berlin hat durch die Herstellung der Einheit einiges verloren, dafür aber sehr viel mehr gewonnen. Wer jetzt Rosinenpickerei betreiben und die "Vorteile" aus der Zeit vor der Teilung bewahren will, versündigt sich an den Entwicklungsmöglichkeiten dieser Stadt.

schreibt NutzerIn matbhm

Plattenbauten sind noch bezahlbar

Die Mieter würden durch die Zweckentfremdung vieler Wohnungen als Feriendomizil für Touristen aus den Häusern vergrault. Gauck hat nach Angaben der Initiative früher selbst in einem der Häuser gewohnt.

Mit den Milieuschutzgebieten in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg habe die geplante städtebauliche Erhaltungssatzung nichts zu tun, betonte Spallek, dieses Instrument könnte aber eine ähnliche Wirkung entfalten und die vorhandenen Mieter schützen. Die Mieten in den Plattenbauten in bester Lage sind in der Regel noch bezahlbar.

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