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Prominente Absolventin. Auch Nina Hoss studierte an der „Ernst Busch“.

© picture alliance / dpa

Berlin-Mitte: Ernst-Busch-Schule: 4,8 Millionen Euro teurer als geplant

Nach Flughafen und Staatsoper wird nun auch der Umbau der ehemaligen Opernwerkstätten weitaus teurer als geplant.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Schon wieder wird ein öffentliches Bauprojekt teurer als geplant. Der Umbau der ehemaligen Opernwerkstätten in der Zinnowitzer Straße in Mitte zum neuen, zentralen Standort für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ sollte 33,85 Millionen Euro kosten. Jetzt stellt sich heraus, dass 4,8 Millionen Euro mehr benötigt werden. Als wesentlichen Grund dafür nennt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Insolvenz des Rohbauunternehmens im Oktober 2015, aber auch den unerwartet schlechten Zustand des Bestandsgebäudes, das saniert und umgebaut wird.

Bemerkenswert ist: Dieses Bauvorhaben wäre fast daran gescheitert, dass die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus lange Zeit darauf beharrte, die Kosten zulasten des Landeshaushalts auf 33 Millionen Euro zu deckeln. Die Sozialdemokraten drohten, das Projekt aufzugeben, erst im Herbst 2012 lenkte die Regierungsfraktion ein. Offenbar war sie beeindruckt von studentischen Protesten und der Solidarität prominenter Künstler für die renommierte Schauspielschule, die auf vier Standorte verteilt ist und unter großem Platzmangel leidet. Außerdem will der Bund 850 000 Euro für den Einbau einer Mensa beisteuern. Seit 2014 wird am neuen Standort gebaut.

Abrissarbeiten teurer als gedacht

Zuerst stellte sich heraus, dass die Abbrucharbeiten am Gebäudebestand aufwendiger waren als gedacht. Auch der Baugrund erwies sich als schwierig. Dann verschleppte laut Senat das Rohbauunternehmen die Gründungsarbeiten für den Neubauteil und meldete im Herbst 2015 Insolvenz an. Die Restleistungen mussten neu ausgeschrieben werden, wobei die neuen Angebote preislich über der alten Planung lagen. Es verzögerte sich der Bau des zentralen Treppenhauses und des Bühnenturms, die Schadstoffentsorgung wird wohl ebenfalls teurer.

Insgesamt beziffert Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) gegenüber dem Hauptausschuss des Parlaments die Budgetüberschreitung mit 4,8 Millionen Euro. Das Einsparpotenzial „unter Wahrung der Funktionstüchtigkeit des Gebäudes“ sei ausgeschöpft. Der Bestandsbau, der zur neuen Schauspielschule erweitert wird, habe sich als schadhafter erwiesen, „als zur Erstellung der Bauplanungsunterlagen erkennbar war“. Darüber hinaus seien durch die „Schlechtleistung und Insolvenz“ des Rohbauunternehmens Mehrkosten entstanden.

Gescheiterte Standortsuche

Ob sich die Fertigstellung des Bauvorhabens verzögert, teilte die Stadtentwicklungsbehörde nicht mit. Geplant ist bisher, den neuen Zentralstandort für „Ernst Busch“ 2017 den Nutzern zu übergeben. Seit 2005 gab es mehrere Versuche, der ältesten Schauspielschule Deutschlands, 1905 von Max Reinhardt gegründet, zu einem neuen Domizil zu verhelfen. Durch gescheiterte Standortplanungen in Pankow und Mitte wurden in den vergangenen Jahren bereits einige Millionen Euro Steuergelder versenkt. Schon Mitte der 90er Jahre setzten sich prominente Schauspieler für die ehemalige DDR-Schauspielschule ein, sonst wäre sie schon damals fast abgewickelt worden.

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