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Mit großer Vorsicht wurden am Dienstag einige der 7269 Pfeifen der Dom-Orgel von den Experten der Firma Sauer entfernt.

© Paul Zinken/dpa

Berlin-Mitte: Sauer-Orgel im Berliner Dom wird gereinigt

Der Frühjahrsputz an der Sauer-Orgel im Berliner Dom hat begonnen. Zum letzten Mal wurde sie vor 25 Jahren gründlich gereinigt.

Ganz oben, an der Decke über dem 25 Meter hohen Gerüst, breitet Jesus segnend beide Arme aus. Es ist eben kein alltäglicher Ort, an dem Restauratoren, Orgelexperten und Gerüstbauer an diesem Dienstag hin- und herlaufen und trotz aller Geschäftigkeit mit Präzision und Vorsicht einen außergewöhnlichen Frühjahrsputz beginnen.

Die Sauer-Orgel im Berliner Dom ist mal wieder reif. Vor 25 Jahren wurde hier zum letzten Mal Staub gewischt – im übertragenen Sinne. Natürlich wird die im Jahr 1905 gemeinsam mit dem Dom eingeweihte Orgel regelmäßig gepflegt. Aber für eine so gründliche Reinigung und Instandsetzung wie sie in den nächsten Wochen angesetzt ist, braucht es detaillierte Vorbereitungen. Und ein Gerüst. „Für die Schönheitsreparaturen an der Orgel allein hätte das aber nicht so hoch sein müssen“, erklärt Sonja Tubbesing, die den Dom als Architektin betreut. Doch nun werde die Gelegenheit genutzt, um auch die äußeren Holzflächen der Orgel zu reinigen, sie mit einer dünnen Schicht Schellack zu versiegeln sowie ein neues Lichtkonzept in diesem Teil des Doms umzusetzen.

Darauf freut sich besonders Domorganist Andreas Sieling, der in den nächsten Wochen auf die kleinere Wegscheide-Orgel im Altarraum ausweichen wird. Er war es auch, der in der Osternacht 2017 während der Predigt einen „ziemlichen Riss“ in einem der Orgel-Bälger entdeckte. Noch in der Nacht alarmierte er einen Mitarbeiter der Firma Sauer Orgelbau in Frankfurt (Oder) – und bis zum Ostergottesdienst wenige Stunden später war das Problem von den Experten behoben.

„Natürlich ist das für uns etwas Besonderes“

Acht Mitarbeiter des Frankfurter Unternehmens sind nun am Dienstag nach Berlin gekommen, um einzelne Pfeifen sowie brüchiges Leder aus den Bälgen auszubauen, mitzunehmen und zu erneuern. Unternehmensgründer Wilhelm Sauer entwickelte vor mehr als hundert Jahren das Instrument für die große Kirche im Zentrum Berlins. „Natürlich ist das für uns etwas Besonderes“, sagt Orgelbauer Tobias Mutke über die anstehenden Arbeiten und verschwindet im hölzernen Innenleben des Instruments. Bis nach oben zum Schalltrichter führt der Weg auf der Rückseite der Orgel, Pfeifen, Register und Bälger – alles wirkt riesig, miteinander verwoben und für den Laien unüberschaubar.

Auch außen, wo Vertäfelungen, Schnitzereien und schmückende Elemente aus Eichenholz die Orgel zieren, wartet Arbeit. Der Staub flockt auf den Vorsprüngen und Holzrestauratorin Aileen Laska hat ihr Handwerkszeug schon auf dem Gerüst bereitgelegt. Unterschiedlich große Bürsten mit Rosshaar aber auch ein Staubsauger werden hier in den nächsten Wochen zum Einsatz kommen. „Eichenholz ist sehr offenporig und kann durch den Staub nicht mehr atmen“, erklärt sie. Schließlich gehe es bei der Reinigung nicht nur um den ästhetischen Aspekt des „Staubwischens“, sondern vor allem um den konservatorischen. Insgesamt werden die Arbeiten rund 100.000 Euro kosten.

Auf die Restauratoren wie auf die Gerüstbauer, die das Gestänge in sieben Nächten aufgebaut haben, um die Besucher nicht zu stören, hat der ungewöhnliche Arbeitsort spezielle Auswirkungen: Wenn Andacht ist, haben sie Pause. Und wenn alles klappt wie geplant, wird Organist Andreas Sieling im Gottesdienst am 17. Februar um 18 Uhr die ersten Töne auf der frisch überholten Sauer-Orgel anschlagen.

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