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Michael Müller besucht die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee und ihre Gründerin Seyran Ates zum Mittagsgebet in Alt-Moabit.

© imago/Mike Schmidt

Berlin-Moabit: Michael Müller besucht Seyran Ates' liberale Moschee

Mal ein angenehmer Termin für den Regierenden Bürgermeister: Er war am Freitag zu Gast in der liberalen Ibn Rushd-Goethe Moschee. Seyran Ates freut sich über politische Unterstützung.

Ja, auch im politischen Leben des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) geschieht noch Erfreuliches. Zum Beispiel, als er schuhlos und auf weichem Boden im Gebetsraum der Ibn Rushd-Goethe Moschee in Moabit steht und sich angeregt mit der Mitgründerin und Frauenrechtlerin Seyran Ates unterhält.

Da wirkt der von Tegel-Votum, schlechten Wahlergebnissen und miesen Beliebtheitswerten gebeutelte Regierende geradezu entspannt. Vielleicht liegt das auch an der Wirkung des mittäglichen Freitagsgebets, an dem Müller zuvor demonstrativ teilgenommen hat.

Die Gründungsmitglieder der liberalen Moschee um Ates erlebten nach der Eröffnung im Juni dieses Jahres heftige Kritik und Ablehnung bis hin zu Morddrohungen. In der Moschee können Männer und Frauen gemeinsam und ohne strenge Kleidervorschriften beten, die Gemeinde steht auch schwulen, lesbischen und Transgender-Menschen offen.

Schon früh hatte sich Müller mit deutlichen Worten auf die Seite der Gemeinde gestellt, am Freitag legt er nach: „Dieser Ort ist in unserer interkulturellen Stadt und auch für die aktuelle politische Diskussion um das Zusammenleben der Religionen ein großartiger Ansatz“, bekräftigt Müller.

Mehr positive als negative Rückmeldungen aus aller Welt

Vorwürfe von konservativen Islamverbänden wegen seines Besuchs in der Moschee fürchtet er nicht: „Es geht ja hier um das Zusammenführen.“ Damit sind aber wohl nicht die anwesenden Pressevertreter gemeint, denn kaum gesprochen, nimmt Müller vor weiteren Fragen Reißaus und verweigert auch ein angedachtes Abschlussfoto vor den großen Fenstern des Gebetsraums.

Für Seyran Ates war Müllers Besuch dennoch sehr wichtig. „Das hier ist eine weltweite Erfolgsgeschichte“, sagt sie. Es gäbe mittlerweile aus aller Welt mehr positive als negative Rückmeldungen. In der Türkei hätten sich progressiv eingestellte Muslime schon entschlossen, es den mutigen Berlinern gleichzutun und ebenfalls eine liberale Moschee zu eröffnen.

Von Müllers Auftritt erhofft sie sich mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Akzeptanz, auch weil aus den deutschen Islamverbänden weiterhin keinerlei Signale der Unterstützung kämen. Dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mayzek, wirft sie öffentliche Diffamierung vor, weil er sie für den Wahlerfolg der AfD mitverantwortlich gemacht habe.

Dennoch lädt die Rechtsanwältin Ates die Verbände zur Zusammenarbeit ein: „Einladung, nicht Ausgrenzung“, sei das Motto der Moschee. Von der Politik wünscht sich Ates noch mehr Unterstützung, was man hier mache, sei schließlich ein „Politikum und wichtiges Stück Integrationsarbeit“.

Markus Hüttmann

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