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Rütli

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Berlin-Neukölln: An 13 Schulen stehen bald Wachleute

Privater Wachschutz – ja oder nein? 13 der insgesamt 68 Schulen im Bezirk haben sich entschlossen, ihre Eingänge ab Herbst von privaten Sicherheitsleuten schützen zu lassen. Weitere Bildungseinrichtungen haben Interesse angemeldet.

Neukölln wird zum deutschlandweiten Modellfall. Das teilte Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) gestern mit. Er hatte gemeinsam mit seinem Parteifreunden und Bürgermeister Heinz Buschkowsky im Juni beschlossen, Schulen auf Wunsch einen privaten Wachschutz zur Verfügung zu stellen. Der Grund waren die zahlreichen Gewaltvorfälle an den Schulen in Neukölln.

Zehn weitere Schulen hätten Interesse an Sicherheitsleuten gezeigt, allerdings „wollen die erst einmal das Ergebnis des Probedurchlaufs abwarten“, sagte Schimmang. Vier Schulen seien noch zu keiner Entscheidung gekommen, da die Schulkonferenz, deren Meinung eingeholt werden sollte, noch nicht wieder getagt hatte. Um geeignete Wachschutzfirmen zu finden, würden nun die Angebote gesichtet, erklärte Schimmang. Mit ihrer Arbeit sollen die Aufpasser Ende Oktober, also nach den Herbstferien, beginnen können.

Unter den Schulen, die sich für einen privaten Wachschutz ausgesprochen haben, sind die Karl-Weise-Grundschule in der Weisestraße, das Albert-Schweitzer- Gymnasium nahe dem Hermannplatz und die Röntgen-Realschule am Richardplatz. Hier war es im Juni auf dem Hof zu einem der spektakulären Gewaltvorfälle gekommen: Ein schulfremder Jugendlicher wollte in der Pause seine Freundin zur Rede stellen. Sie lehnte ein Gespräch jedoch ab. Als es zum Tumult kam, griff ein Lehrer ein und wurde von dem jungen Mann niedergeschlagen.

„Das war für uns der letzte Anlass, einem privaten Sicherheitsdienst zuzustimmen“, sagte die Leiterin der Röntgen-Schule Marlis Meinicke-Dietrich gestern. Zuvor habe es immer wieder schulfremde Menschen gegeben, die in das Gebäude eingedrungen seien, um Unruhe zu stiften. Ein privater Sicherheitsdienst könne helfen, die eigenen Schüler vor Gewalt von außen zu schützen.

Andere Schulleiter, Bildungsexperten und Politiker hingegen hatten die Idee, private Sicherheitsleute vor die Schulen zu stellen, kritisiert. Martialisch aussehende Wachmänner könnten das Schulklima belasten. Die Gegner schätzten die Kosten für die Wachdienste außerdem auf einen siebenstelligen Eurobetrag – Geld, das der Bezirk besser „in die Stärkung der Polizei“ investieren sollte, hatte der Innenexperte der CDU-Fraktion Frank Henkel gefordert.

Doch die Leiterin der Röntgen-Realschule sieht das anders: „Es werden ja keine Schlägertypen aus der Türsteher-Szene engagiert“, betonte sie. Wichtig sei, dass die ausgewählten Sicherheitsfirmen über Personal verfügen, das in Deeskalation und kommunikativem Verhalten geschult ist. Die Wachleute müssten „höflich, aber bestimmt auftreten“.

Auch Georg Krapp, Schulleiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums hält den privaten Wachschutz für ein wichtiges Signal. „Uns geht es um die Prävention“, sagte er. Seine Schule liegt nahe dem Hermannplatz mit einer „dementsprechenden Klientel“, sagte er. Nicht nur „heftige Wortgefechte“ habe er sich mit Schulfremden bereits liefern müssen. Auch das Interieur werde immer wieder zerstört oder Toiletten verunreinigt von Leuten, die an der Schule nichts zu suchen haben. Private Sicherheitsleute mit einer „Pförtner-Funktion können das sehr hilfreich sein“, sagte er.

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